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Maraini, Dacia: Isolina

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Cover Maraini IsolinaRoman
Aus dem Italienischen von Pieke Biermann
Rowohlt
(1993)
Kurzkritik:

Die italienische, feministische Schriftstellerin Dacia Maraini, vor allem durch ihre Werke “Die stumme Herzogin” (ein historischer Roman), “Stimmen” (eine Art Krimi) und vielleicht auch noch durch die Erinnerungen “Bagheria – Eine Kindheit auf Sizilien” bekannt, hat 1985 dieses schmale Buch über einen Justizskandal zu Beginn des 19. Jahrhunderts veröffentlicht: Ein Mädchen von niedrigem Stande wird von einem Offizier geschwängert; im Offizierskasino wird an ihr auf dem Esstisch mit einer Gabel eine Abtreibung vorgenommen; ihr zerstückelter Körper wird später in einem Fluss treibend gefunden; die durch Indizien schwer belasteten Täter werden nicht verurteilt.

Niemand denkt mehr an Isolina

Diese historische Reportage geht wegen ihres nüchternen (und doch parteiischen) Stils unter die Haut. Maraini schildert zuerst die Tatsachen, macht sich dann auf die Suche nach Isolinas Spuren in der Gegenwart, um schließlich vom Prozess mit seinem ungerechten, ideologischen Urteil zu berichten. “Aber – was zählt schon das Leben eines armen und nicht besonders moralischen kleinen Mädchens aus einer Familie derer im Dunkeln, verglichen mit der Ehre der Armee?”

Und: “Niemand denkt mehr an Isolina.” – Auch dieses bewegende Buch ist nur mehr antiquarisch erhältlich.

Infos:

Über Dacia Maraini [4] bei Wikipedia.