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Meier, Gerhard: Baur und Bindschädler

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
Romane
Hardcover: Zytglogge, 1979 ff
Inhalt:

“‘Baur und Bindschädler’, dies opus magnum Meiers, wächst ganz aus dem Gespräch zwischen zwei alten Freunden heraus: ein unaufhörlicher Dialog, der beides umfaßt, den geheimen Einklang und das überbordende Gerede, Reden und Schweigen Von Stufe zu Stufe, von einer Wiederholung zur anderen findet ein Prozeß der Verinnerlichung und Vergeistigung statt. Was einmal Ereignis war, wird Sprache in der Erzählung Baurs und ist schließlich aufgehoben im Schweigen Bindschädlers.” (Neue Zürcher Zeitung)

Kurzkritik:

Es ist eine kleine Welt, in die man da hineingeführt wird, ein Schweizer Provinznest mit vielen eigenwilligen Figuren. Diese Welt wird von zwei Personen – Baur, der Bauch-, und Bindschädler, der Kopfmensch – in einem Dauerdialog mit wenig Handlung beschrieben und diese Gespräche weisen weit über das Dorf Amrain hinaus; oder die Welt wird – in einer knappen, prägnanten Sprache – durch einen “Amrainer Filter” zärtlich betrachtet.

Besprechung:

Der Amrainer Filter

Gerhard Meiers Enkeltochter war eine meiner Jugendlieben und so habe ich von diesem relativ unbekannten* Schweizer Autor überhaupt gehört und ihn auch persönlich kennen gelernt. Jetzt ist er kurz nach seinem 91. Geburtstag gestorben. Ich bin stolzer Besitzer einer signierten Ausgabe von “Toteninsel”, dem ersten Teil der “Amrainer Tetralogie”, die der Suhrkamp Verlag anlässlich von Meiers 90. Geburtstag 2007 herausgegeben hat (und die mittlerweile nur noch bei Zytglogge erhältlich ist).

Es ist eine kleine Welt, in die man da hineingeführt wird, ein Schweizer Provinznest mit vielen eigenwilligen Figuren. Diese Welt wird von zwei Personen – Baur, der Bauch-, und Bindschädler, der Kopfmensch – in einem Dauerdialog mit wenig Handlung** beschrieben und diese Gespräche weisen weit über das Dorf Amrain hinaus; oder die Welt wird – in einer knappen, prägnanten Sprache – durch einen “Amrainer Filter” zärtlich*** betrachtet.

Anmerkungen

* Es ist auch schon lange her (29 Jahre), dass Peter Handke die Hälfte des ihm verliehenen Kafka-Preises Gerhard Meier zukommen ließ.
** “Toteninsel” handelt von einem Spaziergang, “Borodino” von einem Besuch Bindschädlers bei Baur, in “Die Ballade vom Schneien” sitzt Bindschädler an Baurs Totenbett und in “Land der Winde” besucht er das Grab seines Freundes (und erinnert sich an die gemeinsamen Erlebnisse und Gespräche).
*** Wenn ich gefragt würde (also frage ich mich selber), was mir denn als das Eigenste, Unwiederholbarste, Kostbarste am Werk Meiers erschiene – meine Antwort wäre: seine Zärtlichkeit. Ich könnte es auch seine Poesie nenne, einen Glanz, eine zarte Erregung, die aus den Wörtern kommt und die Meier selbst einmal, falls er das gemeint hat, den “Geist des Textes” genannt hat. (Urs Widmer)

Von Werner Schuster
Infos:

Über Gerhard Meier [5] bei Wikipedia.