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Nommensen, Thomas: Ein dunkler Sommer

Krimi
Taschenbuch, E-Book
416 Seiten
Erschienen 2014 bei Rowohlt

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]
Inhalt:

Es ist Hochsommer, als die neunjährige Ulrike entführt wird – und in ihrem Gefängnis umkommt. Schnell findet sich ein Verdächtiger: Zeugen wollen Jens Brückner mit dem Mädchen gesehen haben. Bis zuletzt beteuert er seine Unschuld. Vergeblich. Zehn Jahre später wird Brückner aus der Haft entlassen. Er hat alles verloren: Arbeit, Freunde, Familie. Kurz darauf wird der Hauptbelastungszeuge von damals ermordet. Anonyme Drohbriefe kursieren und Brückner ist plötzlich spurlos verschwunden. Ein Racheakt? Zu naheliegend, findet der ermittelnde Kommissar Arne Larsen. (Pressetext)

Kurzkritik:

Für Heikes Geschmack werden in diesem Krimi zu viele Lebensgeschichten mit zu vielen Charakteren angerissen, ohne ins Detail zu gehen und ohne, dass sie einen Sinn darin erkennen konnte – ihr hat die Tiefe und der logische Zusammenhang gefehlt.

Besprechung:

Zu schnell, zu viel

Ein kleines Mädchen ertrinkt hilflos in ihrem Verlies, und zu schnell will die Polizei den Fall zum Abschluss bringen. Dieser Umstand, zweifelhafte Beweise und geänderte Zeugenaussagen werden Jens Brückner zum Verhängnis und nehmen ihm alles – seine Familie, seinen Ruf, sein Leben.

Als Jens nach zehn Jahren Haft als verurteilter Mädchenmörder den Schritt in sein neues Leben wagt, kommen längst vergessene Erinnerungen hoch, die sowohl dem Leben von Jens als auch dem Leben aller beteiligten Zeugen im Mordprozess eine ungeahnte Wendung geben. Auf eigene Faust will sich Jens auf die Jagd nach dem wahren Verbrecher machen, als plötzlich sein damaliger Hauptbelastungszeuge Oskar Sartorius, den er selbst kurz zuvor noch zu einem Geständnis aufgefordert hat, ermordet in seiner Werkstatt aufgefunden wird. Es beginnt ein Verwirrspiel rund um anonyme Anrufe, Drohbriefe, Rache und die Frage, wer ist tatsächlich Opfer und wer Täter.

Kommissar Arne Larsen – mit dem Mordfall Sartorius in Nordermühlen betreut – und auch sein Vorgänger Gregor Harms, der gleich in der Nachbarschaft wohnt und sich noch immer die Schuld am Tod des Mädchens von damals gibt, zweifeln inzwischen, ob vor zehn Jahren der Richtige hinter Gittern gebracht wurde. Als wieder schwere Unwetter im unerträglich heißem Sommer Norddeutschland heimsuchen und wieder ein Kind verschwindet, scheinen sich die Ereignisse von damals auf unheilvolle Weise zu wiederholen und es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit.

Schwieriger Einstieg

Zu Beginn des Romans steigt man in die Entführungsgeschichte der neunjährigen Ulrike ein, um nach nur wenigen Seiten mitten in die Entlassung von Jens Brückner zu stolpern. Der Roman ist in verschiedenste Handlungsstränge unterteilt und quasi jedes Kapitel einer der Hauptfiguren gewidmet. Aufgrund der vielen Handlungsebenen war es zu Beginn für mich eher schwierig einen Einstieg zu finden und ein Gefühl für die Zusammenhänge zu entwickeln. Von Kapitel zu Kapitel fügen sich Ereignisse und Erinnerungen immer mehr zu einem verständlichen Ganzen zusammen – trotzdem dauert es bis der Krimi richtig in Fahrt kommt.

Ab ca. der Hälfte des Buchs steigt die Spannung so richtig und lässt den Leser nicht mehr los. Man will endlich wissen, wer der wahre Mörder ist. Das Ende war für mich eher überraschend und auch etwas enttäuschend. Es blieben viele Fragen unbeantwortet und das letzte Kapitel war für mich nicht schlüssig.

Zu viele Erzählperspektiven

Für mich waren die vielen Erzählperspektiven eher störend bzw. einfach zu viel. Für meinen Geschmack wurden zu viele Lebensgeschichten mit zu vielen Charakteren angerissen, ohne ins Detail zu gehen und ohne, dass ich einen Sinn darin erkennen konnte – mir hat hier die Tiefe und der logische Zusammenhang gefehlt. Auch der Ausflug in die Psychologie und deren Schattenseiten im Epilog kam für mich zu spät und irgendwie weit her geholt. Alles in allem ist der Krimi aber fesselnd und garantiert Nervenkitzel.

Von Heike Rainer

Infos:

Thomas Nommensen wurde in Schleswig-Holstein geboren, zog aber noch vor dem Fall der Mauer nach Berlin und arbeitete dort als Musiker, Toningenieur, Dozent und Software-Entwickler. 2010 wurde er mit dem Freiburger Krimipreis (1. Platz) ausgezeichnet. 2011 war er Preisträger des Agatha-Christie-Krimipreises und des 1. Deutschen E-Book-Preises. Sein Romanbedüt, der Kriminalroman „Ein dunkler Sommer“, ist im Juni 2014 im Rowohlt Verlag erschienen. Mit seiner Frau, der Autorin Jutta Maria Herrmann, lebt der Autor seit einigen Jahren vor den Toren Berlins im brandenburgischen Panketal.

Mehr über Thomas Nommensen auf www.thomas-nommensen.de [5].