- Literaturmagazin Eselsohren –  - http://www.eselsohren.at -

Stevenson, Robert Louis: Die Schatzinsel

Roman
Hardcover, E-Book
384 Seiten
Erschienen 2013 bei Hanser
Aus dem Englischen von Andreas Nohl
Originalausgabe: „Treasure Island”, 1883

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]
Inhalt:

Der große Abenteuerroman der frühen Moderne. Liebevoll zeichnet Stevenson Schauplätze und Figuren: den mutigen Jungen Jim Hawkins und den gerissenen Seeräuber Silver, und all die dubiosen und skurrilen Gestalten. Andreas Nohls Neuübersetzung wird begleitet von einem bisher in Deutschland ungedruckten Text aus Stevensons Nachlass, der berühmten Landkarte und einem Nachwort. (Pressetext)

Kurzkritik:

Eine Schatzsuche! Eine Schiffsfahrt mit Piraten!! Allen voran der Wendehals-Schurke John Silver!!! Und als Dreingabe, so Nohl, „sprachliche Prägnanz, atmosphärische Dichte und lebendige Charakterisierung”. Braucht das Leserherz mehr?

Besprechung:

Kindliche Abenteuerlust

Zu ihrer Entstehungszeit wurde an der „Schatzinsel“ kritisiert, dass sie nur ein Jugendbuch sei. Jetzt erklärt mir der Neuübersetzer Andreas Nohl in seinem Nachwort, warum „Die Schatzinsel“ nicht nur ein Jugendbuch sei. Ich persönlich verstehe das Problem nicht ganz.

Mir passiert es manchmal, dass ich (*1962) einen tollen Roman lese und nach der Lektüre draufkomme, dass es sich um ein Jugendbuch gehandelt hat. Was soll ich dann tun? Ihn plötzlich nicht mehr für voll nehmen? Hat nicht Stephenson selbst geschrieben: „Das Höchste und Schwierigste, was man mit Wörtern tun kann, fesselt den Schuljungen genauso wie den Weisen”?

Was nun „Die Schatzinsel“ anbelangt, so erklärt Andreas Nohl jedenfalls selbst, dass Stevenson den Roman zwar ursprünglich für die Jugend geschrieben, doch später zu einem Abenteuerroman für alle Leserschichten umgearbeitet hat. Wozu also die ganze Aufregung? Um den Erwachsenen mitzuteilen: Ihr dürft das lesen?

Qualitätvolles Vergnügen

Geht es in diesem Disput tatsächlich um „Jugendliteratur oder nicht?”. Liegt das Problem für manche nicht eher darin, dass Stevenson einen Roman geschrieben hat, der, so Nohl, „ganz und gar auf das Vergnügen und die Beglückung des Lesers abzielt“ und auch noch von hoher literarischer Qualität ist, aber man kann ihn dennoch nicht als gehobene Literatur anpreisen? Weil etwas, das Vergnügen bereitet, nicht anspruchsvoll sein kann oder darf?

Davon mal abgesehen: Könnte es nicht sein, dass Stevenson einfach eine „zeitlose“ Geschichte erfunden hat, die größer war als er selbst? Eine Geschichte, die mich in irgendeiner Hörspiel-Fassung als Kind genauso begeistert und für sich eingenommen hat wie in einer tatsächlichen Jugendbuch-Edition – und in Nohls famoser Neuübersetzung. Wäre „Die Schatzinsel“ nicht auch in einer unbeholfenen Nacherzählung immer noch aufregend genug?

John Silver!

Selbstverständlich zeichnet Stevensons Roman, so Nohl, „sprachliche Prägnanz, atmosphärische Dichte und lebendige Charakterisierung” aus. Doch was interessiert Jung und Alt eigentlich? – Eine Schatzsuche auf einer verlassenen Insel! Eine Schiffsfahrt mit Piraten!! Allen voran der Wendehals-Schurke John Silver!!! Zur Erweckung unser aller kindlicher Abenteuerlust.

Von Werner Schuster

Infos:

Robert Louis Stevenson (1850-1894) lebte aufgrund gesundheitlicher Probleme auf Samoa und schrieb weltbekannte Abenteuerromane. Bekannt geworden ist er durch die Romane „Die Schatzinsel“, „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ und die „Südseegeschichten“.

Mehr über Stevenson [5] bei Wikipedia.