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Hetzler, Peter: Hartz 5

Roman
Taschenbuch, e-Book
156 Seiten
Erschienen 2013 bei BoD

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]
Inhalt:

So einen Hartz IV-Roman gab es noch nie. Hier lernt man nicht nur die kafkaesk anmutenden Bedingungen kennen, denen Hartz IV-Bezieher unterworfen sind. Hier gibt es auch die Erwerbsloseninitiative Hartz 5 , deren Mitglieder die Jobcenterbürokratie mit unkonventionellen Methoden und anarchischem Witz aufmischen. Ein informativer, authentischer und unterhaltsamer Roman über eines der großen sozialen Probleme unserer Zeit und ein diebisches Lesevergnügen. (Pressetext)

Kurzkritik:

Einen schön bösen Roman hat Peter Hetzler da geschrieben. Allen, die sich mit Hartz IV (oder ähnlichen Arbeitsmarkt-Services) herumschlagen müssen, werden ihre helle Freude daran haben. Und alle, die mit Behörden zu tun haben, auch.

Besprechung:

Die Robin Hoods der Arbeitslosen

Einen schön bösen Roman hat Peter Hetzler da geschrieben. Allen, die sich mit Hartz IV (oder ähnlichen Arbeitsmarkt-Services) herumschlagen müssen, werden ihre helle Freude daran haben. Und alle, die mit Behörden zu tun haben, auch.

„Hartz 5“ handelt von einer Erwerbslosengruppe, die sich nicht alles gefallen lässt. So dringen eines Morgens zwei Beamte in die Wohnung der Hauptfigur SanSan ein und inspizieren ihre Lebensmittel. Sie könnte ja über ihre Verhältnisse leben.

SanSan arbeitet als Journalistin und hat die Zeitungskrise zu spüren bekommen. Sprich: Sie bekommt zu wenig Jobs zum Überleben. Sie behilft sich ein bisschen mit Schwarzarbeit als Freundinnen-Friseuse, die defekten Elektrogeräte kann sie davon aber auch nicht erneuern.

Arbeitslose beraten Arbeitslose

Sie trifft sich einmal die Woche mit LeidensgenossInnen. Diese Gruppe berät andere Arbeitslose und betreibt aktionistische Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Das geht von Flugblätter verteilen bis zu Pressekonferenzen stören.

Weil Arbeitslose angehalten werden, sich billigere Wohnungen zu nehmen, recherchiert man zum Beispiel, was Wohnungen tatsächlich kosten. Fazit: Sie kosten mehr, als man Wohnbeihilfe bekommt.

Arbeitslose als Privatdetektive

Im Laufe der Ereignisse wagt sich SanSan sogar daran, E-Mails zu hacken. Dann da werden Arbeitslose zu Praktika verdonnert, in denen sie erstens nichts lernen. Und zweitens wird dabei eine Zeitarbeitsfirma mit Steuergeldern gesponsert, die sich drittens bei korrupten Beamten mit Schmiergeld bedankt.

Viele der geschilderten Situationen haben sich so oder ähnlich tatsächlich zugetragen, gibt der Autor zu verstehen. Das Finale wohl nicht. Denn da liefert die Erwerbslosengruppe eine „Robin Hood“-artige Aktion ab. Und das macht Spaß zu lesen.

Wie der übrige – launig und spannend geschrieben – Roman auch, der Sympathien für Arbeitslose weckt und so manche fragwürdige Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung humorvoll kritisiert.

Von Werner Schuster

Infos:

Der 1955 geborene Autor Peter Hetzler ist Journalist und Mitarbeiter einer Erwerbslosengruppe. Viele der geschilderten Situationen haben sich so oder ähnlich tatsächlich zugetragen.