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Altmann, Andreas: Afrika

[1]

  • Lesereise
     
  • Hardcover
  • 132 Seiten
  • Erschienen 2012 bei Picus

Kurzkritik [2]Was meinen Sie? [3]Ausführliche Besprechung [4]Infos [5]
 

Inhalt:

In Kairo beginnt Andreas Altmann seine Reise in den Süden Afrikas. Mit viel Sinn für die absurde Komik des Schrecklichen führt uns der renommierte Reporter durch diesen geheimnisvollen Kontinent; dabei hat Altmann keinerlei Berührungsängste: Er geht nah heran und verführt die Menschen zum Reden. So entsteht ein Kaleidoskop beeindruckender Momentaufnahmen: der Besuch beim Friseur, der mit einer Ziege auf seinem Schoß in seinem Laden sitzt; die fünfköpfige Familie, die in die Totenstadt im Osten von Kairo gezogen ist, weil unter den Lebenden kein Platz mehr war. (Pressetext)

Kurzkritik:

Dies ist nicht nur ein Buch über Afrika „abseits der Touristenpfade“. Hinter allen Abenteuern zwischen Ägypten und Sambia steht Andreas Altmanns Bedürfnis, mit allen Sinnen am Leben zu sein. Und die Erfüllung dessen bekommt man nicht in einem Fünf-Sterne-Hotel oder in einem klimatisierten Bus mit Reiseleitung. Das bekommt man nur auf der Straße – und dorthin nimmt uns Altmann mit.

Besprechung:

Das schwerwiegende Gefühl,
mit allen Sinnen am Leben zu sein

Die Urlaubszeit ist (derzeit) gerade vorbei, aber das ist egal. Mit Andreas Altmanns Buch können Sie jederzeit einen Teil von Afrika „abseits der Touristenpfade“ bereisen.

Ich fahre zu den Pyramiden. Als ich ankomme, sind die offiziellen Besuchszeiten schon vorbei.

Doch das ist eines der wenigen Touristenziele, zu denen uns Altmann mitnimmt.

Stattdessen lernen wir Menschen von der Straße und ihre Gebräuche kennen. Altmann hat keine Berührungsängste – und er will wissen, wie (und wovon) diese Fremden leben. Außerdem erfahren wir, wie es ist, mit AfrikanerInnen zu reisen. Denn Altmann will über den Sudan, durch Zentralafrika und schließlich nach Sambia.

Alt und geschunden

Gerade als er beschließt, auch ohne Visum die Grenze zum Sudan zu überschreiten, bekommt er eines. Und dann geht das Abenteuer erst richtig los: Die Busse sind alt und geschunden, müssen ständig repariert werden – notdürftig, versteht sich, mit langen Wartepausen und mit Hilfe der Fährgäste. Grenzposten und Wegelagerer wollen immer wieder bestochen werden. Die Unterkünfte haben – so Altmann – „einen halben Stern“; manchmal besteht das Nachtlager auch aus einem Küchentisch.

Beschwerlich – bereichernd

Die Reise ist also sehr beschwerlich – und bereichernd. Es ist ein wenig wie ein Kind großzuziehen: Auch das ist anstrengend, aber man lernt keinen anderen Menschen so gut kennen. Und die Glücksmomente sind bemerkenswert, weil schwer „verdient“.

Um bei diesem Bild zu bleiben: Irgendwann muss (oder müsste) man loslassen. Altmann tut dies in dem Moment, wo er an seinem Ziel ankommt. Denn er landet genau dort, wo er nicht hin wollte: an einem Ort, der für Touristen aufbereitet ist.

Reibungslos

Meine Reise ist zu Ende. Unwiderruflich. Hier in Sambia, im Nkana-Restaurant, beginnt der Wohlstand. … Bis hinunter nach Kapstadt – ich ahne es jetzt und genau so werde ich es erleben – wird alles seinen reibungslosen Weg gehen. Nie mehr schlafe ich außerhalb eines Bettes. Um nichts muss ich mehr kämpfen. … Keiner bedroht mich, keiner fordert, keiner fordert heraus, nicht einmal werde ich Angst haben. Das schwerwiegende Gefühl, mit allen Sinnen am Leben zu sein, es ist verschwunden.

Hier bricht die Reisebeschreibung ab. Denn den Rest kann man überall anders auch lesen.

Von Werner Schuster
Infos:

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Andreas Altmann, Reporter und Buchautor. Ausbildung am Mozarteum in Salzburg, Schauspieler am Bayerischen Staatsschauspiel und am Wiener Schauspielhaus. Arbeitete als Chauffeur, Tellerwäscher, Nachtportier, Fabrikarbeiter, Dressman, lebte in einem indischen Aschram, später in einem Zen-Kloster in Japan, zog nach Yew York und Mexico City. Erst dann fing er mit dem Schreiben an. Für seine Reportagen und seine Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis, dem Seume-Literaturpreis und dem Reisebuch-Preis. Er lebt heute in Paris.

Mehr über Andreas Altmann bei Wikipedia [6] und auf www.andreas-altmann.com [7].