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Faulkner, William: Eine Rose für Emily

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Cover Faulkner "Eine Rose für Emily"
  • Meistererzählungen
  • Hardcover
  • 400 Seiten
  • Erschienen 2012 bei Diogenes
  • Aus dem Amerikanischen von Elisabeth Schnack

Inhalt:

William Faulkner konnte erzählen wie nur wenige. In seinen Geschichten und Romanen erschuf er seine Heimat Mississippi neu, taufte sie Yoknapatawpha County und besiedelte sie mit Gestalten seiner Phantasie – zum Beispiel mit Miss Emily, deren Liebe zum Nordstaatler Homer Barron von den Verwandten nicht geduldet wird und sich auf überraschende Weise dennoch erfüllt. (Pressetext)

Kurzkritik:

Diese Erzählungen eignen sich durchaus als Lektüre für unterwegs und sind es zugleich wert, ins Regal gestellt und immer wieder gelesen zu werden.

Faulkner porträtiert die Sitten und die Ordnung von Kleinstädten, ihre Verteidigung und Abschottung gegen Fremde und Andersartige, die aus der Sicht eines „Wir“, der Gemeinschaft oder Teilen der Gemeinschaft, beschrieben wird. Zugleich zeigt er aber auch die Brüche innerhalb dieser Ordnung und die Momente, die sie außer Kraft setzen, was diese Erzählungen äußerst lesenswert macht.

Besprechung:

Faulkner, handlich

Mit dieser kleinen Hardcoverausgabe von Faulkners Erzählungen will der Diogenes-Verlag vermutlich zweierlei erreichen: Einerseits eine handliche Reiselektüre anbieten, andererseits durch den Schuber, in dem das Büchlein steckt, den Anreiz schaffen, es doch ins Regal zu stellen.

Und die Erzählungen eignen sich durchaus als Lektüre für unterwegs und sind es zugleich wert, ins Regal gestellt und immer wieder gelesen zu werden. Sie spielen durchwegs in amerikanischen Kleinstädten und werden immer von mehr oder weniger Beteiligten berichtet. So wird etwa „Onkel Willy“, die Geschichte eines Heroinsüchtigen, der auf Beschluss des Pfarrers und einiger engagierter Frauen „gerettet“ werden soll, aus der Sicht einer Gruppe von jungen Burschen erzählt. Diese verstehen nicht, warum der freundliche Apotheker geheilt werden soll und unterstützen daher seine Fluchtversuche.

Unerhörte Begebenheiten

Faulkner schreibt Novellen in dem Sinne, dass er „unerhörte Begebenheiten“ schildert – etwa von der jungen Frau in „Elly“, die überzeugt ist, ihren schwarzen Freund zur Hochzeit überreden zu können, und schließlich einen Unfall verursacht. Die Geschichten werden aber nicht chronologisch erzählt, immer wieder springen sie oder es gibt Andeutungen über das, was noch geschehen wird, etwa in „Eine Rose für Emily“ oder in „Zentaur aus Messing“. Das schafft eine ganz eigene Art von Spannung, lässt den Leser die Zusammenhänge und das Ende deuten und raten.

Die Brüche in der Kleinstadt-Ordnung

Somit porträtiert Faulkner die Sitten und die Ordnung von Kleinstädten, ihre Verteidigung und Abschottung gegen Fremde und Andersartige, die aus der Sicht eines „Wir“, der Gemeinschaft oder Teilen der Gemeinschaft, beschrieben wird. Zugleich zeigt er aber auch die Brüche innerhalb dieser Ordnung und die Momente, die sie außer Kraft setzen, was diese Erzählungen äußerst lesenswert macht.

Altbacken

Leider merkt man jedoch den Erzählungen an, dass sie schon 1964 ins Deutsche übersetzt und damals bereits herausgegeben worden sind, was sich in veralteten Ausdrücken und etwa auch darin äußert, dass „Halloween“ in einer Endnote erläutert wird. Eine sprachliche Auffrischung oder gar eine Neuübersetzung hätten sich die Erzählungen durchaus verdient, und dies würde eine Neuausgabe noch viel mehr rechtfertigen.

Von Sabine Schönfellner

Infos:

William Faulkner, am 1897 in New Albany im Staat Missisippi/USA geboren, wuchs in der Nachbarstadt Oxford auf. Im I. Weltkrieg war er Kampfflieger. Nach seiner Rückkehr studierte er Literatur, schlug sich danach in verschiedenen handwerklichen Berufen durch, arbeitete aber auch als Journalist. Schließlich ließ er sich in seiner Heimatstadt als Farmer nieder. Faulkner schrieb zunächst Gedichte später Prosa. Erst die Zuerkennung des Literatur-Nobelpreises im Jahre 1949 machte ihn einem weiteren Publikum bekannt. Viele Themen zog er aus seinem eigenen Hintergrund der niedergegangenen Südstaatenwelt. Der Schriftsteller, der seine Farm in Oxford nie verlassen hat, starb dort 1962 an einem Herzschlag.

Mehr über William Faulkner [5] bei Wikipedia.