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Laudan, Andreas: Das Geflecht

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Cover Laudan Das Geflecht
  • Jugend-Thriller
  • Taschenbuch
  • 368 Seiten
  • Erschienen 2012 bei Rowohlt

Inhalt:

Es lebt. Es wächst. Es tötet. Ein stillgelegtes Bergwerk: für Justin und seine Freunde der perfekte Ort, eine verbotene Party 
zu feiern. Was als Spaß begann, endet in einem Albtraum. Zwei der jungen Draufgänger stürzen in einen tiefen, engen Schacht. Nur eine Frau kann sie retten: Tia Traveen ist Höhlenforscherin, eine der besten – und sie ist blind. Doch kaum hat sie sich in die Tiefe abgeseilt, stürzt hinter ihr der Schachteingang ein. In dem finsteren Labyrinth beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn dort unten wächst etwas Tödliches. Und irgendjemand setzt alles daran, dass keiner überlebt, um davon zu erzählen. (Pressetext)

Kurzkritik:

Da der Verlag diesen Jugendroman fälschlicherweise als Thriller bewirbt (das Cover lässt einen Mysterythriller vermuten), ist es ein leider glatter Fehlkauf geworden.

Besprechung:

Und wo bleibt der Thriller?

Das Geflecht ist ein gewaltfreier Jugendroman, in dem die blinde Höhlenforscherin Tia Traveen gerufen wird, um zwei verunglückte Jugendliche aus einem Schacht zu bergen. Für alle Beteiligten wird die Zeit knapp, da in der Tiefe ein geheimnisvoller Organismus lauert, der sich auch von Menschen ernährt. Mangels Licht sind alle auf die einzigartigen Fähigkeiten angewiesen, mit denen Tia durch die Dunkelheit navigiert.

Es ist alles da, was man von einem guten Jugendbuch erwartet: Die Art, wie Tia mit ihrer Behinderung umgeht, und wie die Blindheit ihr überhaupt erst ermöglicht, sich und die anderen zu retten, steht klar im Vordergrund. Auch ein zu dick geratenes Mädchen bekommt die Chance, ihre Qualitäten zu beweisen. Die Underdogs sind zweifellos die Starken in diesem Buch.

Leichtsinn – Bedrohung – Einsicht – Rettung – Happy End

Erwähnenswert ist, dass es eine rationale Erklärung für das Geflecht gibt. Im Nachwort erklärt der Autor, wie viel der Geschichte erfunden ist, bzw. welche realen Ereignisse/Daten der Erzählung zugrunde liegen. Auch der Umweltschutzgedanke kommt nicht zu kurz. Parallel zum Geschehen in der Höhle werden (zum Teil in Form von Rückblenden) die Beziehungen von drei Pärchen näher beleuchtet. Auch hier liegt der Fokus klar auf den Problemen der Jugendlichen.

Spannung und Aufbau entsprechen dem von anderen Jugendbüchern: Leichtsinn – Bedrohung – Einsicht – Rettung – Happy End. Eltern, deren Kinder nach dem Lesen von Tom Sawyer (Drei Fragezeichen, Fünf Freunde etc.) beruhigt schlafen können, müssen sich auch hier keine Sorgen um die Nachtruhe machen. Wer sich vom geheimnisvollen Organismus allerdings eine ernst zu nehmende Bedrohung für die Protagonisten erwartet, wird leider enttäuscht. Für Erwachsene und/oder ThrillerleserInnen hätte die Geschichte deutlich anspruchsvoller werden müssen. Gut und Böse sind klar festgelegt, es gibt keine unerwarteten Wendungen und auch keine bösen Überraschungen.

Nicht das, was einem versprochen wird

Da der Verlag diesen Jugendroman fälschlicherweise als Thriller bewirbt (das Cover lässt einen Mysterythriller vermuten), ist es ein leider glatter Fehlkauf geworden. Eine solche Kundentäuschung – vorsätzlich oder nicht – muss sich auch in der Bewertung niederschlagen.

Fazit: ein netter Jugendroman, aber nicht das, was einem versprochen wird. Ich werde das Buch an eine elfjährige Leseratte weiterschenken, die hoffentlich ihre Freude damit haben wird.

© Albert Knorr – siehe auch www.albert-knorr.com [5]
Infos:

Andreas Laudan, geboren 1967 in Lüneburg, ist promovierter Musikwissenschaftler. Neben der Musik hat er sich auch begeistert mit Philosophie, Psychologie, Geschichte und Naturwissenschaften beschäftigt. Das Romanschreiben erlaubt es ihm, seine vielfältigen Interessen gleichzeitig zu verfolgen und sein großes Wissen unterhaltsam umzusetzen. Er hat bereits den Thriller «Pharmakos» und den Wendland-Krimi «Das weiße Mädchen» veröffentlicht.