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Ride, Christopher: Die vergessene Sonne

Kurzkritik [1]Ihre Meinung [2]Ausführliche Besprechung [3]Mehr Infos [4]

Buchcover
  • Thriller
  • Taschenbuch
  • 496 Seiten
  • Erschienen 2012 bei Bastei Lübbe
  • Aus dem Englischen von Angela Koonen
  • Originalausgabe: „The Inca Cube”

Inhalt:

1900. Wilson Dowling ist der erste Mensch, der seit langer Zeit die Ruinen des Machu Picchu betritt. Er ist ein Zeitreisender auf einer Mission. Er soll den nahen Weltuntergang verhindern. Doch dazu muss er das Geheimnis der Inkastadt lösen. Und das ist seit Jahrhunderten niemandem gelungen

Kurzkritik:

Wilson Dowling, der unkaputtbare Zeitreisende, ist zurück und eines gleich vorweg: Wer Probleme hat, sich gelesene Details länger als fünf Seiten zu merken, ist hier goldrichtig.

Auf die legendären Bettgeschichten muss man im neuen Buch zwar etwas länger warten, dafür fällt das erotische Abenteuer dann aber umso deftiger aus.

Die historische Geschichte in Peru ist gut erzählt, aber der Rest (endlose Wiederholungen und emotionale Tiefgänge) ist dem Lesevergnügen eher abträglich. Insgesamt kommt die Erzählung in Sachen Spannung und Abenteuer leider nicht mehr an den Vorgänger heran.


Besprechung:

Auf der Suche nach dem goldenen Würfel

Wilson Dowling, der unkaputtbare Zeitreisende, ist zurück und eines gleich vorweg: Wer Probleme hat, sich gelesene Details länger als fünf Seiten zu merken, ist hier goldrichtig.

Während Wilson seine Abenteuer auf einer Zeitebene (1908) erlebt, schaut ihm seine Freundin Helena aus der Zukunft dabei zu. In unregelmäßigen Abständen wechselt die Perspektive, und die Dinge werden aus Helenas (emotionaler) Sicht noch einmal erzählt. Wenn sie damit fertig ist, wechselt der Schauplatz (= Zeit) erneut. Dabei ist es möglich, dass die gerade gelesene Wiederholung in Form einer kurzen Zusammenfassung erneut aufgewärmt wird. Wer zwischendurch wegmützt, muss also nicht befürchten, den Anschluss zu verpassen.

Product Placement

Mit den zwei Zeitebenen bleibt der Autor seinem bisherigen Konzept treu und verändert nur den Schauplatz: 1908 kämpft Wilson sich durch den Urwald Perus, um einen goldenen Würfel zu suchen, mit dessen Hilfe ein böser Geist dabei ist, ein ganzes Dorf ins Verderben zu reißen. Gleichzeitig braucht Wilson den Würfel, um wieder in seine Zeit zurückzukehren. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch eine kampflustige Gruppe jungfräulicher Amazonen Interesse an beiden (Würfel und Wilson) hat.

Auffällig ist, dass die zukünftige Zeitebene diesmal sehr nah an der Gegenwart (2014) liegt. Dadurch ist die (wenig schleichende) Produktwerbung zwar immer noch aufdringlich, passt aber besser zur Zielgruppe. Offensichtlich hat die Marketingabteilung erkannt, dass es lukrativer ist, wenn der Leser die Produkte noch zu Lebzeiten kaufen kann.

Gleich zwei Amazonen

Kleine Ungereimtheiten in der Geschichte regen auch diesmal wieder zum Schmunzeln an. Zum Beispiel wenn Helena einem Busfahrer 5000 (!) Dollar zahlt, damit er mit ihr 65 Kilometer über einen lebensgefährlichen Bergpfad rast. Eine Entfernung, die jeder Hubschrauber in einem Bruchteil der Zeit geschafft hätte – und sogar billiger. Endlich angekommen (in allerletzter Minute versteht sich), springt sie nicht etwa aus dem Bus und rennt los, nein, sie schlendert (!) auf das Ziel zu.

Auf die legendären Bettgeschichten muss man im neuen Buch etwas länger warten, dafür fällt das erotische Abenteuer dann aber umso deftiger aus. Unter Todesandrohung muss Wilson eine bildhübsche Amazone bespringen. Und weil er sich über so viele Buchseiten hindurch in Enthaltsamkeit geübt hat, darf auch noch die Freundin von der Amazone mitmachen. Dass die natürlich noch viel schärfer aussieht und in ihrem versteckten Urwalddorf noch nie einen Mann abgekriegt hat, versteht sich von selbst. Armer Wilson …

Fazit

200 Seiten weniger hätten auch gereicht. Die historische Geschichte in Peru ist gut erzählt, aber der Rest (endlose Wiederholungen und emotionale Tiefgänge) ist dem Lesevergnügen eher abträglich. Insgesamt kommt die Erzählung in Sachen Spannung und Abenteuer leider nicht mehr an den Vorgänger heran.

© Albert Knorr – siehe auch www.albert-knorr.com [5]

Mehr Infos:

Christopher Ride ist Geschäftsführer eines australischen IT-Unternehmens.