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Grangé, Jean-Christophe: Choral des Todes

Kurzkritik [1]Ihre Meinung [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
  • Krimi
  • Taschenbuch
  • 571 Seiten
  • Erschienen 2011 bei Bastei Lübbe
  • Originalausgabe: „Miserere”

Inhalt:

Ein markerschütternder Schrei hallt durch die Kirche Saint-Jean-Baptiste. Lionel Kasdan eilt über die steinerne Rundtreppe hinauf zur Empore. Er ist Sekunden zu spät. Der Mann an der Orgel ist tot. Der Fall lässt den ehemaligen Polizisten nicht mehr los. Die Einzigen, die offenbar wissen, was geschehen ist, sind die Chorjungen. Doch sie schweigen beharrlich.

Kurzkritik:

Ein typischer Grangé: spannend und gut recherchiert, aber leider auch Übertreibungen und Absurditäten gegen Ende.

Die Stimmung ist bedrohlich bis düster und man fühlt sich unweigerlich an die „Purpurnen Flüsse“ erinnert. Die Charaktere sind gut gezeichnet und die beiden Protagonisten bleiben sich lange Zeit selbst treu. Letztlich versinken aber auch sie im Chaos, das die letzten 100 Seiten beherrscht. Das Finale ist weder logisch noch nachvollziehbar, und so stolpern die Helden von einer Ungereimtheit in die nächste, um den Löffel doch (noch) nicht abgeben zu müssen.

Besprechung:

Gefährlichen Chorknaben

Ein Ex-Polizist und ein drogensüchtiger Ermittler stellen sich als ungleiches Duo einer brutalen Mordserie in Frankreich. Dabei erweisen sich ausgerechnet Chorknaben als ihre gefährlichsten Gegner. Ihr Gesang könnte der Schlüssel zur Aufdeckung der aktuellen Fälle sein. Doch die Spur der Grausamkeiten reicht noch viel weiter zurück. Rasch spannt sich das historische Netz über Chile, Kamerun und Konzentrationslager in Europa.

Die Stimmung ist bedrohlich bis düster und man fühlt sich unweigerlich an die „Purpurnen Flüsse“ erinnert. Leider gibt es zwischendurch immer wieder Längen sowohl bei Beschreibungen von Schauplätzen als auch bei Vergleichen, die von den Protagonisten angestellt werden – sei es beim Blick in den Spiegel oder in die eigene Vergangenheit. Dadurch schrammt die Geschichte mehrmals haarscharf am Spannungsabriss vorbei. Weniger Seiten wären diesmal mehr gewesen.

Die Helden stolpern

Die Charaktere sind gut gezeichnet und die beiden Protagonisten bleiben sich lange Zeit selbst treu. Letztlich versinken aber auch sie im Chaos, das die letzten 100 Seiten beherrscht. Das Finale ist weder logisch noch nachvollziehbar, und so stolpern die Helden von einer Ungereimtheit in die nächste, um den Löffel doch (noch) nicht abgeben zu müssen.

In dem Versuch, auf den letzten Seiten das Tempo zu erhöhen, wurden kurzerhand die Sätze verstümmelt: “… Sein Tod, überall, auf die Windschutzscheibe und die Sitze geschleudert. Eine Sekunde Spannung. Eine Sekunde zurück. Aber nein: Er war nicht tot. Er war nicht getroffen …” 
Sehr gewöhnungsbedürftig.

Ein typischer Grangé

Schön ist, dass auch einige vom Aussterben bedrohte Worte Platz im Buch fanden. Nicht schön ist das Lektorat (falsche Artikel, fehlende Buchstaben etc.).

Fazit: Ein typischer Grangé: spannend und gut recherchiert, aber leider auch Übertreibungen und Absurditäten gegen Ende.

© Albert Knorr – siehe auch www.albert-knorr.com [5]

Jean-Christophe Grangé, 1961 in Paris geboren, war als freier Journalist für verschiedene internationale Zeitungen (Paris Match, Gala, Sunday Times, Observer, El Pais, Spiegel, Stern) tätig. Für seine Reportagen reiste er zu den Eskimos, den Pygmäen und begleitete wochenlang die Tuareg. „Der Flug der Störche“ war sein erster Roman und zugleich sein Debüt als französischer Topautor im Genre des Thrillers. Viele seiner Thriller wurden verfilmt.
Mehr über Jean-Christophe Grangé [6] bei Wikipedia.