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Strand, Jeff: Grabräuber gesucht

Kurzkritik [1]Ihre Meinung [2]Ausführliche Besprechung [3]

Buchcover
  • Krimi
  • Taschenbuch
  • 272 Seiten
  • Erschienen 2012 bei Bastei Lübbe

Inhalt:
„Ich möchte, dass Sie das Grab meines Ehemannes öffnen.“ Mit diesen Worten beginnt für Andrew Mayhem das Chaos. Mayhem ist Privatdetektiv und ständig knapp bei Kasse. Da erscheinen 20.000 Dollar für ein paar Stunden Arbeit als wahres Himmelsgeschenk. Auch wenn er dafür eine Leiche ausgraben muss. Doch als er den Sarg freigelegt hat, fallen plötzlich Schüsse: aus dem Sarg. (Pressetext)

Kurzkritik:
In den ersten beiden Dritteln setzt der Autor seine Figuren geschickt ein, um die Spannung zu steigern. Doch gegen Ende entbrennt ein Kampf Protagonisten gegen Autor (Lektor?), den alle verlieren.
Besprechung:

Ein Kampf, den alle verlieren

Man stelle sich vor, ein Autor schreibt an einem humorvollen Krimi. Das Buch ist weit fortgeschritten, als sich der Verleger meldet und meint, er hätte beim Mittagessen seine Vorliebe für Horrorliteratur entdeckt. Also wechselt der Autor für das Ende seines Buchs kurzerhand das Genre. So oder so ähnlich könnte es tatsächlich gelaufen sein, doch immer schön der Reihe nach:

In seinem Buch „Grabräuber gesucht“ beschreibt Jeff Strand, warum es keine gute Idee ist, sich von einer Unbekannten zu einer Grabschändung überreden zu lassen, auch wenn dafür 20.000 Dollar winken. Der Autor hat mit dem Privatdetektiv Andrew Mayhem einen sympathischen Protagonisten entworfen, der einen zum Schmunzeln bringt. Eine kluge Ehefrau, zwei aufgeweckte Kinder und ein viel zu gutmütiger Freund runden das Bild ab.

Humorvolle Charaktere

Über zwei Drittel des Textes entwickelt sich die Story vor allem durch die humorvollen Charaktere. Dabei nimmt aber auch die Spannung laufend zu, denn so ein Grabraub zieht zwangsläufig einen Rattenschwanz an Problemen nach sich.

Leider würgt der Autor die bisherige Geschichte im letzten Drittel ab und zwingt seine Figuren durch fragwürdige Horrorelemente zu einer 180-Grad-Wende. Zugegeben, die Spannung erhöht sich dadurch noch einmal, aber die zuvor liebevoll eingeführten Protagonisten müssen sich immer weiter verbiegen, um in das erzwungene Ende zu passen.

Vom Autor im Stich gelassen

So darf Privatdetektiv Mayhem beispielsweise nicht die Polizei zu Hilfe rufen, sondern muss sich völlig atypisch und unlogisch verhalten. Weil er die schwere Last der Verantwortung (es geht um mehrere Menschenleben) nicht alleine tragen kann, vertraut er sich statt Polizei und bestem Freund lieber dem offensichtlichen „Entführer = Mörder“ an. Selten wurden Protagonisten so vom Autor im Stich gelassen. Am Ende bleiben alle Überlebenden schwerst traumatisiert zurück – bereit, dem Leser im nächsten Abenteuer wieder die lustige, unbeschwerte Familie vorzuspielen.

Fazit: In den ersten beiden Dritteln setzt der Autor seine Figuren geschickt ein, um die Spannung zu steigern. Doch gegen Ende entbrennt ein Kampf Protagonisten gegen Autor (Lektor?), den alle verlieren.

© Albert Knorr – siehe auch www.albert-knorr.com [4]

Leseprobe [5]

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