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Grann, David: Die versunkene Stadt Z

Kurzkritik [1]Ihre Meinung [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
  • Abenteuer, Reise
  • Taschenbuch
  • 416 Seiten
  • Erschienen 2011 bei Goldmann
  • Aus dem amerikanischen Englisch von Henning Dedekind
  • Originalausgabe: „The Lost City of Z”, 2009

Inhalt:

Ein Geheimnis, das Jahrhunderte zurückreicht. Das plötzliche Verschwinden eines Forschers, das weltweit Schlagzeilen machte. Ein Rätsel, das alle, die es zu lösen versuchen, mit ihrem Leben bezahlen. Was wurde aus dem britischen Forscher Percy Fawcett, der 1925 im brasilianischen Amazonasgebiet auf der Suche nach der sagenumwobenen Goldstadt El Dorado spurlos verschwand? Fesselnd und farbenprächtig erzählt David Grann eine großartige Abenteuergeschichte über die Suche nach einer uralten Stadt, die im undurchdringlichen Regenwald Amazoniens verborgen liegen soll.

Kurzkritik:

Der Reporter David Grann ist, nach seiner eigenen Beschreibung, so gar nicht der Forscher- und Entdeckertyp. Er zeltet nicht einmal gern. Doch die Geschichte des 1925 im Amazonas spurlos verschwundenen Forschers Percy Fawcett weckt in ihm eine solche Neugier und Leidenschaft, dass er selbst eine Expedition in das Gebiet wagt, in dem sich die Spuren von Fawcett, Fawcetts Sohn Jack und dessen Freund Raleigh Rimell verlieren.

Und so hat Grann eine Reportage geschrieben, die die Hinter- und Beweggründe zu Fawcetts Forschungsreisen beleuchtet: die Suche nach dem legendären El Dorado.

Besprechung:

Der Dschungel ist kein Paradies

Der Dschungel wird oft als das für die Menschen lebensfeindlichste Umfeld auf unserer Erde bezeichnet: Trotz dichtester Vegetation und reicher Tierwelt kann man hier verhungern und verdursten, wird von Hunderten Insekten gequält, kämpft mit Fieber, Dauerregen, unwegsamem Dickicht, wird verfolgt von Raubtieren und nahezu unsichtbaren Eingeborenen mit Waffen, die dem Gewehr hier weit überlegen sind …

Der Reporter David Grann ist, nach seiner eigenen Beschreibung, so gar nicht der Forscher- und Entdeckertyp. Er zeltet nicht einmal gern. Doch die Geschichte des 1925 im Amazonas spurlos verschwundenen Forschers Percy Fawcett weckt in ihm eine solche Neugier und Leidenschaft, dass er selbst eine Expedition in das Gebiet wagt, in dem sich die Spuren von Fawcett, Fawcetts Sohn Jack und dessen Freund Raleigh Rimell verlieren.

Forscher-Biografie

Das haben schon viele vor ihm getan. Und sind (bis auf wenige) nicht mehr zurückgekehrt.

Grann ist zurückgekehrt und hat ein großartiges, spannendes, vielschichtiges Buch geschrieben: eine Biografie des Forschers, Spiritisten und Ex-Spions Percy Fawcett mit viel Hintergrundwissen aus der damaligen Zeit, als Entdecker noch als Helden gefeiert wurden, als man die Eingeborenen noch als primitive, der Intelligenz nicht mächtige Halbtiere ansah, als die Ehefrauen der Forscher noch selbstverständlich jahrelang gewartet, gebangt und auf eine Rückkehr ihrer wagemutigen Männer gehofft haben.

Abenteuerroman

Er hat einen Abenteuerroman geschrieben, der eine Antarktisexpedition als Bagatelle erscheinen lässt gegen die Strapazen, die die Reisenden im Dschungelgebiet des Amazonas erwarten. Während der Lektüre fragte ich mich die ganze Zeit, wie ein Mensch da geistig gesund bleiben kann. Fawcett selbst war nicht nur unglaublich zäh und willensstark, sondern auch in seiner körperlichen Verfassung im höchsten Maß unempfindlich gegen alle Angriffe auf die Gesundheit, die im Amazonasgebiet lauern. Und er sah auf jene mit Verachtung herab, die psychisch und physisch weniger widerstandsfähig waren als er – also auf fast alle, die mit ihm unterwegs waren.

Reportage

Grann hat eine Reportage geschrieben, die die Hinter- und Beweggründe zu Fawcetts Forschungsreisen beleuchtet: die Suche nach dem legendären El Dorado, von Fawcett als die Stadt Z verschlüsselt und im Gebiet des Mato Grosso vermutet. Fawcett war überzeugt, dass es hier Hochkulturen gegeben haben muss, halb aus wissenschaftlichen, halb aus mystischen Mutmaßungen heraus (vielen seiner Zeitgenossen fanden diese Theorien lächerlich, was Fawcett sehr zusetzte).

Und Grann hat die Geschichte seiner eigenen Reise in den Dschungel in das Buch hineinverwoben wie ein immer wiederkehrendes Muster, mit einem überraschenden Schluss, der hier nicht verraten wird.

Von Eva Schuster

Mehr Infos:

Das meinen andere [5] (Perlentaucher-Rezensionsnotizen).

David Grann schreibt für das Magazin The New Yorker. Nach seinem Politologiestudium an der Fletcher School of Law & Diplomacy und dem Creative-Writing-Studium an der Boston University hat er zunächst bei der Zeitschrift The New Republic und der Zeitung The Hill gearbeitet. David Grann hat Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien veröffentlicht. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in New York.

Mehr über Percy Fawcett [6] bei Wikipedia.