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Theurillat, Michael: Rütlischwur

Kurzkritik [1]Ihre Meinung [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
  • Krimi
  • Gebunden
  • 384 Seiten
  • Erschienen 2011 bei Ullstein

Inhalt:

In einer renommierten Zürcher Privatbank verschwindet ein Mitarbeiter spurlos. Der Chef der Bank, Jakob Banz, bittet seinen alten Schulfreund Kommissar Eschenbach um Hilfe. Kurz darauf wird Banz ermordet.

Kurzkritik:

Eine gute Weile haben wir es mit einem gediegenen Thriller zu tun, der so gut geschrieben ist wie viele andere auch. Wer sich von „Rütlischwur“ allerdings erwartet, etwas Neues über die Welt der Banken zu erfahren, wird enttäuscht (– obwohl der Autor selbst lange Banker gewesen ist).

Denn Theurillat setzt seinen LeserInnen eine Art mächtigen Geheimbund bestehend aus Bankern und Politikern vor, an den zumindest ich nicht glauben kann, weil er mir wie aus einem B-Movie entlehnt vorkommt.

Besprechung:

Ein geheimnisvolles Mädchen wird verraten

Dieser Thriller fängt ziemlich gut an und endet eher gewöhnlich. Und unglaubwürdig. Wir haben ein eigensinniges, geheimnisvolles Mädchen namens Judith, das – 15 Jahre, bevor die Romanhandlung beginnt – erfolgreich darauf besteht, in einem Schweizer Kloster unterzuschlüpfen. Wir haben Kommissar Eschenbach, der sich eine Auszeit genommen hat, in Kanada ein lukratives Jobangebot bekommt und nicht annehmen will.

Doch dann verliert er seinen Posten bei der Zürcher Polizei und wird doch Chief Compliance Officer bei einer Schweizer Bank (– so jemand achtet darauf, dass unternehmensinterne Richtlinien, freiwillige Kodizes sowie Gesetze und Regularien konsequent befolgt werden). Muss man dazusagen, dass sein Vorgänger spurlos verschwunden ist? Dass sein Chef ermordet wird? Und dass Judith in die Sache verwickelt ist?

B-Movie

Eine gute Weile haben wir es jedenfalls mit einem gediegenen Thriller zu tun, der so gut geschrieben ist wie viele andere auch. Und wer sich von „Rütlischwur“ erwartet, etwas Neues über die Welt der Banken zu erfahren, wird enttäuscht (– obwohl der Autor selbst lange Banker gewesen ist).

Denn Theurillat setzt seinen LeserInnen eine Art mächtigen Geheimbund bestehend aus Bankern und Politikern vor, an den zumindest ich nicht glauben kann, weil er mir wie aus einem B-Movie entlehnt vorkommt.

Komödie

Auf der anderen Seite rutscht der Roman ins (unfreiwillig?) Komische, wenn Eschenbach mit einem Priester zusammenarbeitet, der zwischen friedliebendem Möchtegern-Assistenten und dann wieder ausgefuchstem Fädenzieher changiert.

Und dann ist Theurillat leider kein guter Schluss eingefallen. Er bedient sich lieber der gängigen Versatzstücke des Thrillergenres als der Logik. Zum Beispiel „verrät“ er die an sich tolle Figur der Judith; soll heißen: er verbiegt ihren Charakter einer Pointe wegen.

Fazit: schade um die an sich gute Idee und schade um so manche gut angelegte Figur.

Von Werner Schuster

Mehr Infos:

Michael Theurillat, geboren 1961 in Basel, studierte Wirtschaftswissenschaften, Kunstgeschichte und Geschichte und arbeitete jahrelang erfolgreich in einer Bank. Sein Roman Sechseläuten war ein Bestseller.