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Piven/Borgenicht: Das Survival-Buch

Kurzkritik [1]Ihre Meinung [2]Ausführliche Besprechung [3]

Buchcover
  • Ratgeber
  • Taschenbuch
  • 192 Seiten
  • Erschienen 2011 bei Ullstein
  • Übersetzt von Matthias Schossig
  • Originalausgabe: „The Worst-Case Scenario Survival Handbook”

Inhalt:

Das unverzichtbare Handbuch für alle kritischen Lebenslagen – in neuer Ausstattung. Die Survival-Experten Joshua Piven und David Borgenicht bieten Schritt-für-Schritt- Anleitungen zur ersten Hilfe, wenn: • ein Hai naht • ein Alligator angreift • der Fallschirm sich nicht öffnet • eine Lawine Sie überrollt • Sie aus einem fahrenden Auto springen müssen … und für zahllose andere Extremsituationen. Seien Sie bereit! (Pressetext)

Kurzkritik:

Halten Sie lieber die Augen offen und Ihre Reaktionsfähigkeit am Laufen, als in diesem Buch nach Lösungen zu suchen. Sie könnten über der Lektüre einschlafen.
Besprechung:

Überleben seicht gemacht

Ja, ich werde wohl kaum jemals in Treibsand versinken. Oder ein Auto gekonnt rammen müssen. Meine Begegnungen mit Bären werden sich in Grenzen halten, und einen Schwertkampf gewinnen muss ich auch nicht jeden Tag. Doch im Survival-Buch von Piven und Borgenicht steht beschrieben, wie mir genau das alles gelingen könnte.

Ich geb’s zu: Ich lese so etwas gerne; es gehört für mich in die Kategorie „Eskapistisches Lesen“, so wie all die Extrembergsteigerbücher und die „Allein-im-Unterhemd-um-den-Polarkreis“-Bücher, die sich herrlich an einem kalten Wintertag in der gut geheizten Wohnung schmökern lassen, wenn man den Alltag einmal ein bisschen vergessen möchte.

Luftröhrenschnitt? Kein Problem!

Also freute ich mich darauf, folgendes zu erfahren: Wie kann ich einen Luftröhrenschnitt durchführen? Wie überlebe ich bei einem sich nicht öffnenden Fallschirm? Wie trickse ich einen Puma aus? Wie lande ich ein Flugzeug?

Dazu und zu vielen anderen prekären Themen befragten die beiden Autoren Experten, die wohl alle in diesem Buch beschriebenen Gefahren bravourös meistern würden, und denen dazu mehr oder weniger Überraschendes einfiel.

Von selbst kommt man da nicht drauf

Einer der Tipps zum Überleben der Attacke eines Stiers etwas lautet: Schauen Sie sich nach einem sicheren Ort um – einem Fluchtweg, einem Gebüsch zur Deckung oder einer Anhöhe.

Nun, das hat was, würde ich meinen und wäre nie im Leben selbst drauf gekommen.

Überlebenshandbuch „light“

Leider ist und bleibt dieses Buch so banal wie im vorhergehenden Beispiel illustriert, entpuppt sich als ein Überlebenshandbuch „light“ und bedient mit seinen oberflächlichen Themenanrissen und beiläufigen Tipps gerade einmal das Notwendigste.

Was ich alles gerne gewusst hätte! Ein bisschen Liebe zum Detail und mehr Originalität hätte diesem Buch sehr gut getan, sodass nicht das Gefühl entsteht – wie bei so manchen pseudowissenschaftlichen Fersehfilmen amerikanischer Machart – , dass da etwas als Sensation verkauft werden soll, das nach wenig bis gar nichts schmeckt.

Schnell nachlesen?

Die Autoren empfehlen, stets eine Ausgabe des Buches bei sich zu haben und eine zweite im Handschuhfach zu verstauen – falls etwas passiert, damit man schnell nachlesen kann.

Meine Empfehlung (und vielleicht auch ein Überlebenstipp): Halten Sie lieber die Augen offen und Ihre Reaktionsfähigkeit am Laufen, als in diesem Buch nach Lösungen zu suchen. Sie könnten über der Lektüre einschlafen.

Von Eva Schuster