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Morrison, Boyd: Das Midas-Komplott

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover Morrison Midas-Komplott

  • Thriller
  • Taschenbuch
  • 416 Seiten
  • Erschienen 2011 bei Goldmann
  • Aus dem Amerikanischen von Max Merkatz
  • Originalausgabe: „The Vault”, 2011

Inhalt:

Ingenieur Tyler Locke wird zu einer Bombenentschärfung gerufen. Als er den Einsatzort erreicht, stellt sich heraus, dass eine zweite Person denselben Auftrag erhalten hat: Stacey Bennett ist Professorin für antike Sprachen. Um die Bombe zu entschärfen, müssen die beiden ein Rätsel lösen, das auf Archimedes zurückgeht. Doch dies ist nur die erste Prüfung. (Pressetext)

Kurzkritik:


Man sollte dem Beispiel des Verlags folgen und Geld sparen, indem man nicht zu viel in dieses Buch investiert.

Hätte nämlich der Verlag der Originalausgabe das Buch einem Lektorat zugeführt und hätte der Verlag der deutschen Ausgabe einen Übersetzer mit Deutsch als Muttersprache beauftragt, dann wäre es mit Sicherheit eine gute Strandlektüre geworden.


Besprechung:

„Nun sei doch nicht blöde“

Was wäre, wenn es König Midas tatsächlich gegeben hätte und mit ihm auch seine legendäre Fähigkeit, alles durch bloße Berührung in Gold zu verwandeln?

Protagonist Tyler Locke und sein Freund geraten zwischen die Fronten zweier Bösewichte, die sich den Schatz von König Midas einverleiben wollen. Natürlich gibt es für Tyler auch eine hübsche weibliche Begleitung, der er von Buchseite zu Buchseite näherkommt. Die Geschichte selbst wäre durchaus ein lesenswertes Abenteuer, und auch die Erklärung, wie das goldene Händchen von König Midas funktioniert haben soll, ist originell. Anknüpfungspunkte zu historischen Begebenheiten finden sich reichlich.

Sparen Sie sich das

Trotzdem sollte man dem Beispiel der Verlage folgen und Geld sparen, indem man nicht zu viel in das Buch investiert. Hätte der Verlag der Originalausgabe das Buch einem Lektorat zugeführt und hätte der Verlag der deutschen Ausgabe einen Übersetzer mit Deutsch als Muttersprache beauftragt, dann wäre es mit Sicherheit eine gute Strandlektüre geworden.

Lustig bis peinlich

Ganze Absätze wirken durch das unbeholfene Deutsch lustig bis peinlich: Da setzt (!) sich einer seinen Rucksack auf, während ein anderer am Boden liegend in die Knie geht (!). Ein Elite-Mega-Superkämpfer erledigt drei bewaffnete Gegner in weniger als fünf Sekunden und ist hinterher verblüfft (!), wie leicht er sie schachmatt gesetzt hat.

Logische Fehler, falsche Zeitangaben, …

Auch vor den Dialogen macht die eigenwillige Sprache nicht halt. Wer würde nicht vor einem Bösewicht erzittern, der sagt: „Nun sei doch nicht blöde“. Logische Fehler (z. B.: verstrahlte Leichen sollen dem FBI als Drogentote untergejubelt werden), falsche Zeitangaben (z. B.: „15 Minuten vor Spielbeginn“, die 20 Minuten später immer noch nicht enden wollen) und absurdes Verhalten der Protagonisten reißen den Leser immer wieder aus dem Abenteuer.

Ob der Autor Sinn für Humor hat, darüber kann man geteilter Meinung sein, das Lektorat garantiert jedenfalls eine echte Lachnummer, bei der es Schlag auf Schlag geht.

Fazit

Ein unfreiwilliger Gag jagt den nächsten, das Abenteuer bleibt dabei leider auf der Strecke.

© Albert Knorr – siehe auch www.albert-knorr.com [5]


Infos:

Boyd Morrison ist promovierter Ingenieur. Er arbeitete unter anderem für die NASA und Microsoft und hat zahlreiche Patente entwickelt. 2005 verwirklichte er seinen lange gehegten Traum vom Schreiben und stellte schließlich seinen Roman „Die Arche“ zunächst als Gratis-Download und E-Book zur Verfügung. Die einhellige Begeisterung zahlloser Leser machte „Die Arche“ schließlich zum “virtuellen” Bestseller. Mittlerweile wurden die Rechte an dem Roman in 18 Länder verkauft.