19/08/2011von 3.724 Views – 2 Kommentare

Hugo, Victor: Die Elenden

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Buchcover Hugo Die Elenden

  • Gebunden
  • 1.352 Seiten
  • Erschienen 1968 bei Manesse
  • Aus dem Französischen von Hugo Meier
  • Originalausgabe: „Les Misérables”, 1862


Inhalt:

Im Mittelpunkt des monumentalen Romans steht die Geschichte des entlassenen Häftlings Jean Valjean, der nur durch die selbstlose Hilfe eines Bischofs wieder in die Gesellschaft zurück – und den Glauben an die Menschen wiederfindet. (Pressetext)

Kurzkritik:

„Die Elenden“ kann man ähnlich lesen, wie man sich einen Hollywood-Monumentalschinken gönnt. Nur dass ein Buch halt immer genauer und weniger schemenhaft sein kann, was die Charaktere und die Handlungsstränge anbelangt.

Mich hat am meisten beeindruckt, wie tief empfunden und detailliert Hugo die Gewissensqualen seiner Hauptfigur beschreibt. Und dass er schlichtweg alles veranschaulichen konnte: Landschaften, Gebäude, Menschen egal welcher Schicht, Gespräche, Gedanken, die Liebe, den Hass … – und Action.

Werner gibt  ★★★★★  (5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Es reicht immer noch nicht

1.320 Seiten! Und dann sagen sie einem im Nachwort noch, dass das Original noch länger ist!

Doch Länge oder Masse ist bei diesem Buch ohnedies kein Kriterium. Wenn man‘s einmal begonnen hat, wird man es wohl auch fertig lesen. Obwohl die Story nicht immer glaubwürdig ist. Vor allem, dass der Polizist Javert immer dort arbeitet, wo sich der von ihm verfolgte Jean Valjeans gerade befindet, erinnert an nicht ganz zu Ende gedachte Filmplots.

Lesekino

Filmplot ist gut: „Die Elenden“ kann man ähnlich lesen, wie man sich einen Hollywood-Monumentalschinken gönnt. Nur dass ein Buch halt immer genauer und weniger schemenhaft sein kann, was die Charaktere und die Handlungsstränge anbelangt.

Wer weder das Musical noch die über 40 Verfilmungen gesehen hat, möchte jetzt wahrscheinlich wissen, wovon dieses Buch handelt:

Inhalt

Jean Valjean, der wegen einer Bagatelle 20 Jahre im Gefängnis gesessen hat, wird nach seiner Freilassung von Bischof Myriel aufgenommen und sucht einen Weg zurück in die Gesellschaft. Allmählich findet er zu Wohlstand und Anerkennung in der Bevölkerung und wird sogar Bürgermeister von Montreuil-sur-Mer.
Eine besondere Beziehung verbindet Valjean mit Cosette, der Tochter der verstorbenen Prostituierten Fantine, für die er wie ein Vater sorgt. Doch Valjean muss ins Gefängnis zurück, als seine wahre Identität aufgedeckt wird. Er kann fliehen und baut sich wiederum unter falschem Namen in Paris eine neue Existenz auf. Einzig der Polizist Javert ist argwöhnisch und lässt Valjean heimlich beobachten. Cosette, die bei Valjean ist, verliebt sich einige Zeit später in den jungen Advokaten Marius Pontmercy. Valjean versucht die Beziehung zu unterbinden, um sich nicht von seiner Ziehtochter trennen zu müssen. Als die Aufstände Paris heimsuchen, rettet er Marius und Javert aus den umkämpften Barrikaden. Valjean berichtet Marius von seiner Vergangenheit, worauf dieser seine Geliebte aus den Händen Valjeans befreien möchte. Nach langen Gewissensbissen verzichtet Valjean auf Cosette. (© Das Buch der 1000 Bücher (Harenberg Verlag)

Das darf man deshalb so genau wiedergeben, weil Hugos Buch spannend bleibt, auch wenn man den Inhalt schon kennt. Und weil besagte 1.320 Seiten ja mit mehr gefüllt sein müssen als mit einer knappen Schilderung der Handlung.

Gewissensqualen, detailliert

Mich hat am meisten beeindruckt, wie tief empfunden und detailliert Hugo die Gewissensqualen seiner Hauptfigur beschreibt. Und dass er schlichtweg alles veranschaulichen konnte: Landschaften, Gebäude, Menschen egal welcher Schicht, Gespräche, Gedanken, die Liebe, den Hass … – und Action.

„Ich verjage das Elend, ich hasse den Hass“

Wie man bei Wikipedia so schön weiß, handelt es sich „um einen politisch-ethischen Roman im Kleide eines Liebes- und Abenteuerromans“. Die Idee dahinter hat Hugo in einem Brief dargelegt: „Eine Gesellschaft, die das Elend zulässt, eine Menschheit, die den Krieg zulässt, scheint mir minderwertig. (…) Ich verdamme die Sklaverei, verjage das Elend, ich behandle die Krankheit, ich erhelle die Nacht, ich hasse den Hass. Darum habe ich ,Die Elenden‘ geschrieben.“

Der gute Bischof

Das macht diesen Roman auch heute äußerst lesenswert, selbst wenn ehemalige Gefangene nicht mehr dermaßen geächtet werden wie zu Hugos Zeiten. Valjean wurde dafür verurteilt, dass er einen Laib Brot gestohlen hatte (!). Aus dem Gefängnis entlassen, wird er überall verjagt: aus dem Wirts- und aus dem Gasthaus. Nur diese herrlich positive Figur des Bischofs Myriel nimmt ihn freundlich auf. Als ihm Valjean bestohlen hat und von der Polizei zu ihm gebracht wird, erklärt er, das wären alles Geschenke gewesen. – Dies bringt das Gute in Valjean wieder zum Vorschein, das durch seine Lebensumstände völlig verschüttet gewesen war.

Es reicht immer noch nicht

Doch es reicht nicht. Immer wieder wird er von dem unmenschlich gesetzestreuen Javert aufgestöbert, immer wieder muss er alles aufgeben und flüchten und sich schließlich in der Anonymität von Paris verstecken. Und es reicht immer noch nicht. Als seine Wahltochter Cosette heiraten will, sieht er sich aus ethischen Gründen gezwungen, seine lange verborgene Vergangenheit offenzulegen.

Am Ende wird ihm verziehen. Es fragt sich nur, was.

Von Werner Schuster

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Infos:

Victor Hugo (1802-1885) lebte nach einem kurzen Studium an der Ecole Polytechnique als Schriftsteller in Paris. Seinen ersten Roman veröffentlichte er bereits 1819, zahlreiche weitere Romane, Theaterstücke und Lyrik folgten. Er gründete zwei literarische Zeitschriften und wurde 1841 Mitglied der Académie française. Ab 1843 engagierte er sich politisch; wegen seiner Opposition gegen Napoléon III musste er 1851 Frankreich verlassen und lebte bis 1870 in Belgien, Jersey und Guernsey. Die Jahre im Exil wurden zu seiner literarisch fruchtbarsten Zeit. Hugo ist die Hauptfigur der französischen Hochromantik und übte maßgeblichen Einfluss auf nahezu alle literarischen Strömungen des 19. Jahrhunderts in Frankreich aus. Er starb in Paris und wurde im Panthéon beigesetzt.

Mehr über Victor Hugo bei Wikipedia.

2 Kommentare zu "Hugo, Victor: Die Elenden"

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  1. Baudrier sagt:

    Der Aufstand am 5. und 6. Juni 1832 wurde als eine republikanische Meuterei bewertet, indem es ein Aufstand gewesen ist. Und, obgleich die Aufständischen tatsächlich Republikaner waren, wurde der Aufstand vom früheren König Karl dem X. in die Wege geleitet.

    Mehr darüber Über Google : nach “Chateaubriand et Gavroche” fragen

  2. Lisa Wummer sagt:

    Man kann meiner Meinung nach die Exzellenz die Hugo bewies, als er dieses Buch verfasste nicht mit Worten fassen. Noch nie habe ich ein Buch gelesen das Gefühle, Charaktere und Orte so genau detailliert werden, dass man die Welt um einen völlig vergisst.
    Trotz dessen, muss ich gestehen dass mich das Ende enttäuscht hat, natürlich wurde es hervorragend geschrieben, doch genauer gesagt Cosette selbst hat mich am Ende enttäuscht. Jean, der ihr alles gab um ihr das Paradies auf Erden zu verschaffen, hat Cosette Marius wegen, einfach vergessen; was am Ende seine Tod verursachte. Diese Kälte ihrerseits hat mich sehr überrascht, aber nicht auf eine gute Weise. Jean V’s Tod fand ich sehr traurig, doch zur Geschichte passend, denn der größte Elende dieses Buches, war kein anderer als er selbst. Daher war sein Tod nicht wirklich das Ende seines Lebens, sondern eher eine Erleichterung.
    wie gesagt ein hervorragendes Buch.

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