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Harbort, Stephan: Ich liebte eine Bestie

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover Harbort Liebte eine Bestie [5]


Inhalt:

Kann eine Frau einen Mann lieben und nicht ahnen, dass er ein Serienmörder ist? Mit ihm zusammenleben, ohne etwas von seinen Verbrechen zu wissen? Und wenn sie etwas ahnt: Wie kann sie mit dem Gedanken weiterleben? Der Kriminalist und Bestsellerautor Stephan Harbort hat mit den Frauen von Serienmördern gesprochen und erzählt ihre erschreckenden und doch faszinierenden Geschichten. (Pressetext)

Kurzkritik:

Das Buch ist gut geschrieben, nicht sonderlich spannend, aber das soll es ja auch nicht sein, und weder reißerisch noch spekulativ – wäre da nicht der „Bildzeitung“-Titel. Der Autor hat hier mit guter Recherche und großem Einfühlungsvermögen jenen eine Plattform gegeben, denen – wenn die Aufmerksamkeit der Medien nachgelassen hat – wohl nicht viel mehr bleibt als Enttäuschung, traurige Erinnerungen, Scham, psychische Probleme und Einsamkeit.

Besprechung:

Sind das Opfer?

Stephan Harbort, Kriminalkommissar und Serienmordexperte, schreibt in seinem Vorwort zu diesem Buch: „Durch ihre Verbrechen haben die Täter nicht nur die Angehörigen der Opfer, sondern vor allen anderen auch ihre eigenen Partnerinnen schwer beschädigt – seelisch, finanziell, sozial.“

Denn das Mitgefühl und Mitleid der Gesellschaft gilt den Opfern; den Ehefrauen, Freundinnen, Geliebten der Serientäter glaubt man nicht, dass sie nichts geahnt, bemerkt, gewusst haben; dass sie ebenso zum Opfer geworden sind. Sie müssen mir der Erkenntnis leben, dass der Mann, den sie zu kennen und lieben glaubten, ein mehrfacher Mörder ist, und dass ihnen statt Unterstützung und Rückhalt soziale Ächtung entgegengebracht wird.

Angst, Hörigkeit, Loyalität oder Liebe

Nicht immer sind die „Frauen der Serienmörder“ so unschuldig und unbeteiligt an den Taten ihrer Partner. Sie decken, beschützen, verstecken ihre mordenden Männer, sie helfen Schecks einzulösen, Leichen zu entsorgen, die Flucht zu organisieren, ja sie morden sogar – auf Anweisung. Wie es dazu kommt, wie diese Frauen empfinden, ob sie aus Angst handeln, aus falsch verstandener Loyalität, aus blinder Liebe, aus Hörigkeit, schildern die beschriebenen Fälle in diesem Buch sehr einfühlsam. Harbort geht respektvoll mit seinen Interviewpartnerinnen um, wahrt ihre Privatsphäre und kann dennoch die LeserInnen dennoch sehr nahe an die Beweggründe dieser Frauen heranführen.

„Ihr” Mörder

Besonders berührt hat mich etwa die Geschichte einer Frau, die „ihren“ Mörder durch eine Brieffreundschaft kennenlernt und erst nach und nach gewahr wird, wem sie da eigentlich schreibt, in wen sie im Begriff ist, sich zu verlieben.

Enttäuschung, Scham und Einsamkeit

Das Buch ist gut geschrieben, nicht sonderlich spannend, aber das soll es ja auch nicht sein, und weder reißerisch noch spekulativ – wäre da nicht der „Bildzeitung“-Titel. Der Autor hat hier mit guter Recherche und großem Einfühlungsvermögen jenen eine Plattform gegeben, denen – wenn die Aufmerksamkeit der Medien nachgelassen hat – wohl nicht viel mehr bleibt als Enttäuschung, traurige Erinnerungen, Scham, psychische Probleme und Einsamkeit.

Von Eva Schuster
Infos:

Stephan Harbort wurde 1964 in Düsseldorf geboren, wo er bis heute lebt. Er ist Dipl. Verwaltungswirt, Kriminalhauptkommissar und führender Serienmordexperte. Harbort entwickelte international angewandte Fahndungsmethoden zur Überführung von Serienkillern und sprach mit mehr als 60 Tätern. Zudem ist er Fachberater bei TV- und Radiodokumentationen und war beratend bei Krimiserien und Kinofilmen tätig. Stephan Harbort ist durch seine TV-Auftritte bei Günther Jauch, Johannes B. Kerner oder Frank Elstner einem breiten Publikum bekannt. Seine zahlreichen Bücher sind kriminalistische Bestseller und wurden in mehrere Sprachen übersetzt.

Mehr über Stephan Harbort [6] bei Wikipedia.