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Munro, Alice: Zu viel Glück 1–5

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover Munro Zu viel Glueck [5]


Inhalt:

Zuviel oder zuwenig – für das Glück gibt es kein Maß, nie trifft man es richtig. Alice Munros Heldinnen und Helden geht es nicht anders, aber sie haben das Zuviel und Zuwenig erlebt: Sie kennen die Namen der Bäume, die Last ungeschriebener Briefe. Sie wissen, wie es sich anfühlt, wenn man den Mann, der die gemeinsamen Kinder getötet hat, in der Anstalt besucht. (Pressetext)

Kurzkritik:

Munro zeigt, dass auch gewöhnliche Menschen ein Leben haben, über das es sich zu schreiben lohnt. Sie lotet das Innenleben ihrer Figuren nicht vollends aus oder erklärt ihre Handlungen. Und dennoch sind in ihren Erzählungen alle einzigartig. Man lernt jemanden kennen. Man muss sie oder ihn nicht mögen, aber man weiß, mit wem man es zu tun hat.

Und man bekommt mit auf den Weg, dass man selbst ebenso unverwechselbar ist wie diese Figuren. Mit vielen persönlichen, berichtenswerten Geschichten.

Besprechung:

Besonders gewöhnlich

Angeregt von SchriftstellerInnen, die Alice Munro verehren, habe ich endlich auch Erzählungen von der bald 80-jährigen Autorin gelesen, die bis auf einen kurzen Roman ausschließlich Erzählungen veröffentlicht hat. Und bin ebenfalls sehr angetan.

Von ihrer nüchtern beschreibenden Prosa geht ein Zauber aus, den ich mir noch nicht ganz erklären kann. In den ersten fünf der insgesamt zehn Erzählungen von „Zu viel Glück“ beschreibt Munro „normale“ Menschen in nicht alltäglichen Situationen.

Dimensionen

Die von Doree („Dimensionen“) ist ungewöhnlich, nicht weil ihr Ehemann im Gefängnis sitzt, sondern warum er eingesperrt wurde. Joyce wird in „Erzählungen“ von einer Geschichte in einem Erzählband an ihren ersten Gatten erinnert, der sie wegen einer anderen Frau verlassen hat. Die Ich-Erzählerin in „Der Grat von Wenlock“, eine Studentin, beschreibt eine Erniedrigung durch den alten Freund ihrer eigenwilligen Zimmerkollegin. „Tieflöcher“ handelt von einer Mutter, deren Sohn nach einem Unfall zum Aussteiger wird. Und in „Freie Radikale” wird die nach dem Tod ihres Mannes allein lebende Nita zu Hause überfallen und schafft es, sich aus ihrer gefährlichen Lage rauszureden.

Ein Leben, über das es sich zu schreiben lohnt

Vielleicht kann man sich mit diesen Charakteren leicht identifizieren, weil sie nicht ausgesucht originell sind. Jedenfalls zeigt Munro, dass auch gewöhnliche Menschen ein Leben haben, über das es sich zu schreiben lohnt.

Die Situationen, in welche diese Menschen geraten, sind nun auch nicht außergewöhnlich. Jede/r könnte so etwas erleben. Man würde zwar anders, aber wohl ebenfalls nicht sonderbar reagieren.

Unverwechselbar

Munro lotet auch das Innenleben ihrer Figuren nicht vollends aus oder erklärt ihre Handlungen. Und dennoch sind in ihren Erzählungen alle einzigartig. Man lernt jemanden kennen. Man muss sie oder ihn nicht mögen, aber man weiß, mit wem man es zu tun hat.

Und man bekommt mit auf den Weg, dass man selbst ebenso unverwechselbar ist wie diese Figuren. Mit vielen persönlichen, berichtenswerten Geschichten.

Von Werner Schuster

Zur Besprechung der Erzählungen 6–10 [6]
Infos:

Das meinen andere [7] (Perlentaucher-Rezensionsnotizen).

Alice Munro, die 1931 in Ontario geboren ist, gehört zu den bedeutendsten Autorinnen der Gegenwart und gilt seit Jahren als Kandidatin für den Literaturnobelpreis. Mit ihrem umfangreichen erzählerischen Werk – sie hat 13 Erzählungsbände und einen Roman veröffentlicht – ist sie Bestsellerautorin in ihrem Heimatland Kanada und der gesamten angelsächsischen Welt. Munro wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt 2009 mit dem Man Booker International Prize. Alice Munro lebt in Ontario und in British Columbia.

Mehr über Alice Munro [8] bei Wikipedia.