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Le Fanu, Sheridan: Carmilla, die Vampirin

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover Le Fanu Carmilla [5]


Inhalt:

Die hübsche Laura bewohnt mit ihrem Vater und wenigen Bediensteten das prunkvolle, aber abgelegene Schloss in der idyllischen Steiermark. Das Leben ist beschaulich, bis eines Nachts eine wundersame junge Frau ins Leben der Schlossbewohner tritt. Niemand weiß, wer die schöne Carmilla ist; sie selbst muss sich auf Geheiß ihrer Mutter in Schweigen hüllen. Schnell wächst zwischen den jungen Frauen eine tiefe Freundschaft, deren wahre Natur jedoch vorerst im Verborgenen bleibt. Erst als Laura von einer mysteriösen Mattigkeit heimgesucht und von Tag zu Tag schwächer wird, sucht ihr Vater verzweifelt nach den Gründen und kommt ungewollt der dunklen Vergangenheit Carmillas auf die Spur. (Pressetext)

Kurzkritik:

Für heutige, Vampirroman-verwöhnte LeserInnen mag diese Erzählung aus dem Jahre 1872 etwas Rührendes an sich haben. Dennoch kann man sich der schaurigen Stimmung schwer entziehen.

Bei „Carmilla“ sind noch nicht alle Charakteristika des „modernen Vampirs“ vorhanden, wie er sich ab Bram Stokers „Dracula“ (erschienen 1897) entwickelte. So muss sie sich nicht vor der Sonne schützen, ihr animalisches alter ego ist keine Fledermaus, und die Gebissenen werden nicht selbst zu Vampiren.

Das mag die LeserInnen von „Twilight“ sowie allen Nachfolgebüchern ein wenig irritieren. Und trägt so auch ein bisschen zum Unbehagen bei, das „Carmilla“ immer noch auslöst.

Besprechung:

Gefährliche Katze

Für heutige, Vampirroman-verwöhnte LeserInnen mag Le Fanus „Carmilla“ aus dem Jahre 1872 etwas Rührendes an sich haben. Dennoch kann man sich der schaurigen Stimmung dieser Erzählung schwer entziehen.

Nach einem Kutschenunfall wird ein seltsames Mädchen namens Carmilla von ihrer Mutter bei einem nicht besonders reichen Schlossbesitzer zurückgelassen. Man nimmt hin, dass Carmilla nichts über sich, ihre Familie und ihre Herkunft sowie über ihre Vergangenheit preisgeben darf.

Der Albtraum war kein Traum

Doch dann wird Laura, die Tochter des Schlossbesitzers, mit der Zeit immer schwächer und von Albträumen heimgesucht: von einer großen Katze, die sie nachts in die Brust beißt, sich dann in eine Frau verwandelt und den Raum durch das Fenster verlässt.

Erst als ein Freund der Familie erzählt, seiner Tochter sei dasselbe widerfahren und sie sei daran gestorben, wird allen klar, dass Lauras Albtraum kein Traum gewesen ist und dass man es mit einem weiblichen Vampir zu tun hat. Man macht sich auf die Suche nach ihrem Grab, um sie unschädlich zu machen.

Eine rätselhafte, reizende Gestalt

Berichtet wird dies von Laura. Szene für Szene enthüllen ihre Erinnerungen, wie sich das Grauen in rätselhafter, reizender Gestalt nach und nach im Schloss breitmacht, wie man zuerst gar nicht auf die Idee kommt, es mit einer Blutsaugerin zu tun zu haben, und wie man das immer Offensichtlichere immer noch nicht wahrhaben will. Bis es fast zu spät ist.

Bei „Carmilla“ sind noch nicht alle Charakteristika des „modernen Vampirs“ vorhanden, wie er sich ab Bram Stokers „Dracula“ (erschienen 1897) entwickelte. So muss sie sich nicht vor der Sonne schützen, ihr animalisches alter ego ist keine Fledermaus, und die Gebissenen werden nicht selbst zu Vampiren.

Irritation, Unbehagen

Das mag die LeserInnen von „Twilight“ sowie allen Nachfolgebüchern ein wenig irritieren. Und trägt so auch ein bisschen zum Unbehagen bei, das „Carmilla“ immer noch auslöst.

Von Werner Schuster
Infos:

Joseph Thomas Sheridan Le Fanu (* 28. August 1814 in Dublin; † 10. Februar 1873 ebd.) war ein irischer Schriftsteller und gehört zu den bekanntesten Autoren klassischer Gruselgeschichten.

Mehr über Sheridan Le Fanu [6], über Vampire [7] und Vampirromane [8] bei Wikipedia.