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Sánchez, Luis Rafael: First Dog

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover Sanchez First Dog [5]


Inhalt:

Dies sind die Memoiren des Buddy Clinton, Katzenhasser und First Dog der USA von 1997 bis 2001. Als Opfer der politischen Intrigen gegen sein Herrchen Bill Clinton wurde er vom Geheimdienst gekidnappt und in Harvard von Spitzenforschern verkabelt, vermenschlicht und an einen Sprachcomputer angeschlossen. Doch bevor Buddy Clinton vor den versammelten Wissenschaftlern und Sittenwächtern von der Liaison des Präsidenten mit seiner Praktikantin berichtet, lässt er es sich nicht nehmen, über das Verhältnis von Hund und Mensch zu philosophieren. (Pressetext)

Kurzkritik:

Mit diesem Buch habe ich nichts anfangen können. Die Idee, den Präsidentenhund über Bill Clintons Affäre mit Monica Lewinsky aussagen zu lassen, fand ich vielversprechend, aber „First Dog“ wirkte auf mich wie ein allzu breit getretener Witz, der nicht einmal eine gute Pointe hat.

Besprechung:

Unergiebig

Mit diesem Buch habe ich nichts anfangen können. Die Idee, den Präsidentenhund über Bill Clintons Affäre mit Monica Lewinsky aussagen zu lassen, fand ich vielversprechend, aber „First Dog“ wirkte auf mich wie ein allzu breit getretener Witz, der nicht einmal eine gute Pointe hat.

Sánchez bettet den Bericht des Hundes Buddy in eine Rahmenhandlung: jemand hat das Manuskript in der New Yorker U-Bahn gefunden. Dann macht Buddy seine Aussage. Das kann er, weil er „von Spitzenforschern verkabelt, vermenschlicht und an einen Sprachcomputer angeschlossen“ wurde.

Zuerst referiert er über die Vorzüge von Hunden und über das besondere Verhältnis von Hunden und Menschen, dann von seiner Entführung durch den Geheimdienst und schließlich von der sexuellen Beziehung Clintons zur Praktikantin Lewinsky.

Nicht besonders originell

Davon ist nichts wirklich neu, nicht einmal die Vermenschlichung des Hundes, schon gar nicht die Details der Lewinsky-Affäre. Auch nicht besonders originell ist die Sichtweise eines Hundes auf seine Rasse, auf die Menschen und auf ihre Art(en), Sex zu praktizieren. Aber daraus hätte Sánchez mehr machen können, ebenso aus dem Brain-Computer-Interface oder der ebenso oberflächlich beschriebenen Arbeit der Geheimdienst-Leute.

Erzählt wird das alles launig, auch der Epilog, in welchem wir erfahren, wie der Herausgeber zur Überzeugung gelangte, dass der Inhalt des Manuskripts wahr sein muss.

Tierdichtung? Kafka?

Aber was wollte Sánchez mit diesem Text? Uns ein, zwei anspruchslos-vergnügte Stunden bereiten? Uns an die Lewinsky-Affäre erinnern? Diese Affäre zum Aufhänger nehmen für eine Humoreske? Auch einmal eine Tierdichtung schreiben? Oder gar Kafkas „Bericht für eine Akademie“ und „Forschungen eines Hundes“ variieren?

Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich den Humor nicht begriffen und die Verweise nicht verstanden. Ich habe mich jedenfalls nicht amüsiert.

Von Werner Schuster
Infos:

Luis Rafael Sánchez, geboren 1936 in Humacao auf Puerto Rico (USA), ist erfolgreicher Theaterautor und Verfasser mehrerer Romane. Von Carlos Fuentes als „Prinz der karibischen Literatur“ geadelt und von Gabriel García Márquez hochgeschätzt, schwört Sánchez als Vertreter der lateinamerikanischen Boom-Generation in „First Dog“ dem magischen Realismus endgültig ab und wendet sich – nach eigenen Aussagen – einem kybernetischen Realismus zu.