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Cristoff, Maria Sonia: Patagonische Gespenster

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover


Inhalt:

Wer Patagonien kennenlernen möchte, für den ist dieses Buch ein perfekter Schlüssel – auch wenn er das Land durch einen Nebeneingang betritt. Maria Sonia Cristoff ist mehrere Jahre in eine Gegend gefahren, die seit Bruce Chatwin berühmt ist, aber immer noch am Ende der Welt liegt. (Pressetext)

Kurzkritik:

„Patagonische Gespenster“ geht über gewöhnliche Reportagen durch die literarischen, historischen und persönlichen Bezüge weit hinaus.

Cristoff reist durch die Dörfer Patagoniens. Sie kommt dabei mit den AnwohnerInnen ins Gespräch, mit Erdöl-TechnikerInnen, die für Kontrollen ganz alleine von Bohrstation zu Bohrstation durch die Ebene fahren, oder mit LadenbesitzerInnen in Orten, wo der Bus nur ab und an stehen bleibt. Eine düstere Stimmung liegt über der Landschaft, die von der wirtschaftlichen Entwicklung vergessen wurde, die Jungen flüchten nach Buenos Aires.

Besprechung:

Erdöl-TechnikerInnen und SelbstmörderInnen

In diesen „Reportagen vom Ende der Welt“ gehen über gewöhnliche Reportagen durch ihre literarischen, historischen und persönlichen Bezüge weit hinaus.

Cristoff reist durch die Dörfer Patagoniens. Sie kommt dabei mit den AnwohnerInnen ins Gespräch, mit Erdöl-TechnikerInnen, die für Kontrollen ganz alleine von Bohrstation zu Bohrstation durch die Ebene fahren, oder mit LadenbesitzerInnen in Orten, wo der Bus nur ab und an stehen bleibt. Eine düstere Stimmung liegt über der Landschaft, die von der wirtschaftlichen Entwicklung vergessen wurde, die Jungen flüchten nach Buenos Aires.

Literarische Gespenster

Eingeflochten in die Alltagsreportagen sind nicht nur Heiligenlegenden und historische Berichte etwa über eine Mordserie an fahrenden HändlerInnen, sondern auch literarische Zeugnisse über Patagonien, unter anderem von Antoine de Saint-Exupéry und Bruce Chatwin. Dadurch zeigt Cristoff, welchen großen Stellenwert die Literatur in ihrem Leben hat. Weiter verdeutlicht wird dieser durch ihre Schilderungen von der Suche nach einem Platz zum Schreiben und Lesen während der Reise. Oft gelingt es ihr nicht, eine stille Ecke für sich zu finden, auch Bücher scheinen kaum vorhanden zu sein. Sie erklärt, dass dies mit ein Grund war, warum sie selbst nach Buenos Aires ging – in ihrer Erinnerung gab es in Patagonien keine Bücher und keinen Ort zum Lesen.

Tag und Nacht

Eingeleitet werden die Reportagen mit der Familiengeschichte Cristoffs, die wie viele ArgentinierInnen aus einer Immigrantenfamilie stammt. Im Verlauf der zehn Kapitel wechselt sie mehrmals den Ort, wobei sie immer abrupt in eine Szene, etwa in ein Gespräch, einsteigt und erst nach und nach beschreibt, wie sie hierher gekommen ist. Ihre Schilderung haben keinen dezidierten Anfang und kein Ende, so schließt auch das Buch mit dem Gespräch mit einer verwirrten Frau, wobei auf sich wiederholende Gespräche und Ereignisse angespielt wird – die letzte halbe Seite ist mit der Wiederholung des Satzfragmentes „Tag und Nacht.“ gefüllt.

Von Sabine Schönfellner
Infos:

Maria Sonia Cristoff wurde 1965 in Trelew, Patagonien, geboren und lebt heute in Buenos Aires. Sie gehört zu den wichtigsten argentinischen Journalistinnen und veröffentlicht regelmäßig in der Tageszeitung “La Nación”.

Mehr über Maria Sonia Cristoff [5] bei Wikipedia.