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Miedler, Nora: Die Musenfalle

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover


Inhalt:

Lilly, arbeitslose Schauspielerin in Wien, wittert ihre große Chance doch dann steht sie plötzlich unter Mordverdacht. Sie argwöhnt, dass die exklusive Theaterkommune der berühmten Frieda Bernhard etwas mit der Sache zu tun hat, und schleust sich dort ein. Dann beginnt ein gewagtes Spiel mit dem Feuer. (Pressetext)

Kurzkritik:

Die Geschichte ist interessant und originell, die Hauptfiguren sind in einer gelungenen Mischung aus skurril und alltäglich gezeichnet, die Nebenfiguren allerdings erscheinen etwas undeutlich und wirken vernachlässigt, und der Schluss ist leider nicht so originell wie der Rest der Story.

Was mir gefallen hat: Lilly ist erfrischenderweise weder schön noch perfekt noch ein Genie, ebensowenig ist Dino der coole Superheld, und das macht dieses Ermittlerpaar (offenbar muss es immer ein Ermittlerpaar geben) so sympathisch. Sommer und Winter ergänzen sich gut, „schenken“ sich aber andererseits nichts – die beiden hätten das Potenzial für eine Krimiserie.

Besprechung:

Chancengleichheit für alle

Lilly Sommer raucht, trinkt, kifft und isst zuviel. Sie ist Schauspielerin ohne Engagement und wurschtelt sich durch mit Gelegenheitsjobs; den letzten hat sie grad verloren. Da zeigt sich plötzlich eine Chance: ein zweijähriger Werbevertrag fürs Fernsehen – wohl nicht die große Herausforderung, aber von irgendetwas muss man ja schließlich leben.

Als ihr zukünftiger Chef nach einer schnellen Nummer mit Lilly tot aufgefunden wird, gerät diese unter Mordverdacht; dass der beste Freund des Toten kurz darauf ebenfalls ermordet wird, verbessert ihre Lage nicht. Als sie dann noch von einem Polizisten verprügelt wird, reicht es Lilly: Der Fall muss gelöst werden, damit sie wieder ihre Ruhe hat.

Sommer und Winter schließen einen Deal

Also wendet sie sich an eine Privatdetektei und gerät an den ebenfalls arbeitslosen Schauspieler (und ehemaligen Oscar-Preisträger) Dino Winter, der sich dort einsam und verzweifelt die Leber kaputt säuft. Sommer und Winter schließen einen Deal: Wenn Lilly sich ins Frauenhaus einschleicht, um dort etwas über eine verschwundene junge Frau in Erfahrung zu bringen, wird Dino ihr helfen, den Mordverdacht gegen sie zu entkräften.

Offenbar hat Frieda Bernhard, die Leiterin einer Schauspielkommune, etwas mit den beiden Morden zu tun, und Lilly, wissend, dass die Kommune in Geldnöten ist, erkauft sich dort einen Platz und macht sich, mehr oder minder geschickt, auf die Suche nach etwas Verdächtigem. Was sie letztlich findet, ist grauenhaft, abstoßend und gefährlich.

Sympathisches Ermittlerpaar

So weit, so spannend. Die Geschichte ist interessant und originell, die Hauptfiguren sind in einer gelungenen Mischung aus skurril und alltäglich gezeichnet, die Nebenfiguren allerdings erscheinen etwas undeutlich und wirken vernachlässigt, und der Schluss ist leider nicht so originell wie der Rest der Story.

Was mir gefallen hat: Lilly ist erfrischenderweise weder schön noch perfekt noch ein Genie, ebensowenig ist Dino der coole Superheld, und das macht dieses Ermittlerpaar (offenbar muss es immer ein Ermittlerpaar geben) so sympathisch. Sommer und Winter ergänzen sich gut, „schenken“ sich aber andererseits nichts – die beiden hätten das Potenzial für eine Krimiserie.

Immer langsam mit den jungen Pferden

Was mir nicht gefallen hat: Wenn man einen Wiener Krimi liest, will man auch wienerische Dialoge lesen; das ständige „nich‘“ und „ – immer langsam mit den jungen Pferden – „ etc. hat mich ziemlich gestört.

Trotz des etwas schwachen Schlusses habe ich dieses Buch sehr gerne gelesen, weil es spritzig, spannend, ein bisschen patzig und humorvoll geschrieben ist. Die Nebenfiguren hätten allerdings die Chance verdient, ebenso plastisch und lebendig agieren zu dürfen wie die Hauptfiguren. Sie wirken wie arbeitslose Schauspieler in Gelegenheitsjobs, und das ist schade.

Von Eva Schuster
Infos:

Nora Miedler, geboren 1977 in Wien, studierte Schauspiel am Konservatorium Wien und war bis zur Geburt ihrer Tochter als Schauspielerin tätig. Neben einer Episodenrolle in „Kommissar Rex“ hatte sie Engagements an etlichen Theatern in Österreich und der Schweiz (u.a. Bernharttheater Zürich, Theater Winterthur, Seefestspiele Mörbisch, Stadttheater Mödling, Theater Rabenhof, Burg Liechtenstein), sie spielte Shakespeare und Moliere, Sartre, Neil Simon, Nestroy und Franz Lehar (Operette).

Mehr über Nora Miedler [5] bei Wikipedia.