- Literaturmagazin Eselsohren –  - http://www.eselsohren.at -

Helle Helle: Rødby – Puttgarden

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover


Inhalt:

Tine hat sich ihr Leben lang um ihre kleine Schwester gekümmert. Als Jane ihre Ausbildung schmeißt, verschafft ihr Tine sofort einen Job als Parfümerieverkäuferin auf der Fähre Rødby-Puttgarden, wo sie selbst auch arbeitet. Eigentlich wäre es ein fröhliches Leben mit Tine und ihrer kleinen Tochter Ditte im Königskarree, wenn ihnen nicht ständig der Tod begegnen würde. (Pressetext)

Kurzkritik:

Eine leichtfüßig erzählte Geschichte über zwei Schwestern, die sich treiben lassen und glücklich sind.

Besprechung:

Glücklich, wenn sie donnerstags ein Stück Kuchen kaufen

Jane beginnt auf der Fähre zwischen Rødby in Dänemark und Puttgarden in Deutschland zu arbeiten, weil ihre Schwester Tine ihr dort einen Job in der Parfümerie beschaffen kann. Wenn Tine nicht wäre, würde sie vielleicht gar nichts mehr machen, nur noch zu Hause im Schaukelstuhl sitzen, erzählt sie.

Als jüngere der beiden Halbschwestern sollte sie Abitur machen und dann eine Ausbildung. Doch dann starb ihre Mutter und Jane, die nicht mehr studieren wollte und kaum noch aus dem Haus ging, zog zu ihrer Schwester in die Wohnung. Diese hat mittlerweile eine kleine Tochter namens Ditte, mit deren Vater sie nur eine Nacht verbracht hat.

Ein Leben ohne Männer

Was als Zusammenfassung wie eine triste Sozialstudie klingt, ist in Wahrheit eine leichtfüßig erzählte Geschichte über zwei Schwestern, die sich treiben lassen, die glücklich sind, wenn sie mit Ditte spazieren gehen oder wenn sie donnerstags ein Stück Kuchen kaufen. Ab und an treffen sie sich auch mit Männern, die jedoch so schnell verschwinden, wie sie auftauchen.

Zwischentöne

Jane ist eindeutig die nachdenklichere, antriebslosere der beiden Schwestern, während Tine dagegen immer etwas zu tun findet und in ihrem Job auf der Fähre aufblüht. Gestört wird ihr scheinbar eintöniges Leben von unerwarteten Todesfällen – nicht nur vom schon zurückliegenden und sehr prägenden ihrer Mutter, auch Nachbarn und Freunde sterben unerwartet. Durch Janes Andeutungen und schließlich Schilderungen der Todesfälle wechselt die Stimmung im Roman auch immer wieder, was ihn zu einer abwechslungsreichen Lektüre macht.

Von Sabine Schönfellner
Infos:

Helle Helle, geboren 1965, studierte Literaturwissenschaften und besuchte die Schriftstellerschule in Kopenhagen. 1993 debütierte sie mit der experimentellen Prosakomposition „Eksempel p√• liv“ („Beispiele von Leben“). Es folgten die Kurzgeschichtensammlungen „Rester“ (1996; „Reste“) und „Biler og dyr“ (2000; „Autos und Tiere“) sowie die Romane „Hus og hjem“ (1999; „Haus und Heim“) und „Forestillingen om et ukompliceret liv med en mand“ (2002; „Die Vorstellung von einem unkomplizierten Leben mit einem Mann“). 2008 erschien ihr neuester Roman „Ned til hundene“ („Zu den Hunden“). 2005 erhielt Helle Helle den dänischen Kritikerpreis für „ Rødby – Puttgarden“. Helle Helle gilt als eine der coolsten dänischen Autorinnen, in ihrem Heimatland sind ihre Bücher Bestseller.

Mehr über Helle Helle [5] bei Wikipedia.