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Hanika, Beate Teresa: Erzähl mir von der Liebe

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover


Inhalt:

„Was bleibt von den Träumen von einem Leben voller Glamour und Ruhm auf den Laufstegen der Welt, wenn die Modelkarriere sich mit Mitte Zwanzig dem Ende zuneigt? Es bleibt eine unbestimmte Sehnsucht. Nach einem Platz im Leben. Nach jemandem, der auf einen wartet.“ (Pressetext)

Kurzkritik:

Jugendliche, die auf „Germany’s next Topmodel“ stehen, sollten dieses Buch lesen – und ihre Eltern gleich dazu. „Erzähl mir von der Liebe“ ist aber als Lektüre auch für Modemuffel und Modefreaks geeignet, weiters (nicht nur) für kritische KonsumentInnen – und für Menschen, die gute Bücher lesen sowieso.

Besprechung:

Das wahre Leben der Role Models

Ich bin ja natürlich wieder einmal nicht draufgekommen, dass ich da gerade ein Jugendbuch lese. Und das spricht doch sehr für „Erzähl mir von der Liebe“.

Beate Teresa Hanika ist Fotografin und hat mehrere Jahre als Model gearbeitet. Ihr Roman ist gewissermaßen das Negativ zu diversen „Next Topmodel“-TV-Sendungen, von denen ich noch keine einzige gesehen habe. Ich schaue mir auch keine Modezeitschriften oder Modestrecken in Magazinen und Zeitungen an. Der Werbung allerdings entkomme ich nicht und ich weiß um den Dürrheitswahn der Modelbranche (und dass man v.a. junge Frauen davor schützen muss, sich Models als Role Models zu nehmen).

Zu alt mit 25

In diesem Roman hausen nun drei Models in einer Berliner Absteige und versuchen, Jobs zu ergattern, obwohl sie wissen, dass sie mit über 25 Jahren schon zu alt dafür geworden sind. Sie sind genau so, wie ich mir das immer vorgestellt habe: Schöne Frauen aus einfachen Verhältnissen, die sich von einer Modelkarriere zumindest Reichtum erhofft haben.

Party-Aufputz

Doch aus ihnen sind nun keine Topmodels geworden, und mittlerweile müssen sie sich als Party-Aufputz verdingen. Raffiniert lässt Hanika die Ich-Erzählerin Leni das dekadente Fest beschreiben – und parallel dazu ihr bisheriges Leben, vom Bauernhof ins Niemandsland.

Glamourwelt ohne Glamour

Ich kann mir gut vorstellen, dass hier nicht die Kehrseite einer angeblichen Glamourwelt geschildert wird, sondern der Alltag in einer Branche, der man den Glamour bloß angedichtet hat. Hanika gelingt es weiters, Lenis Geschichte relativ gut enden zu lassen, ohne ins Kitschige zu verfallen. Sie steigt mit einem halbwegs netten Kerl ins normale Geldverdienen ab, wobei sie damit wohl noch Glück gehabt hat.

Zielgruppe

Jugendliche, die auf „Germany’s next Topmodel“ stehen, sollten dieses Buch lesen – und ihre Eltern gleich dazu. „Erzähl mir von der Liebe“ ist aber als Lektüre auch für Modemuffel und Modefreaks geeignet, weiters (nicht nur) für kritische KonsumentInnen – und für Menschen, die gute Bücher lesen sowieso.

Von Werner Schuster
Infos:

Beate Teresa Hanika, geboren 1976 in Regensburg, ist Fotografin. Ab 1997 arbeitete sie mehrere Jahre als Model in verschiedenen europäischen Städten. Bereits seit ihrem zehnten Lebensjahr schreibt sie Geschichten und Gedichte. Sie lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Ort in der Nähe von Regensburg. Ihr erster Roman „Rotkäppchen muss weinen“ wurde u.a. mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2007 und dem Bayerischen Kunstförderpreis 2009 ausgezeichnet und ist für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2010 nominiert.