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Leonard, Annie: The Story of Stuff

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
Erschienen 2010 bei Econ
Aus dem Amerikanischen von Christoph und Karola Bausum und Stephan Gebauer
Originalausgabe: „The Story of Stuff“, 2010
Inhalt:

Kaffeebecher, Kekspackungen, Schuhe, Handys, DVDs – was machen wir eigentlich mit dem ganzen Zeug? Wie entsteht es, und wo landet es am Ende? Auf der Suche nach Antworten reiste die Umweltaktivistin Annie Leonard zwanzig Jahre um die Welt. Sie schildert die schockierenden Folgen unserer Wegwerfgesellschaft und zeigt, was wir ändern können. (Pressetext)

Kurzkritik:

Nach der Lektüre dieses Buchs hat man nicht viel anders als nach dem Betrachten des „Stuff“-Videos zwar das Gefühl, dass man unbedingt etwas tun sollte, weiß allerdings nicht so recht, was.

Noch dazu nervt einen Leonards Kindergarten-ErzieherInnen-Ton.

Besprechung:

Ein Film sagt auch nicht mehr als 400 Seiten

Im Anfang war der Film. 2007 hat die Umweltexpertin Annie Leonard im Internet ein gut 20-minütiges Video veröffentlicht, in welchem sie – unterstützt von lustigen Zeichnungen – eindringlich auf unsere riesigen Müllberge und ihre Entstehung aufmerksam macht.

Angeregt vom Erfolg dieses Videos hat sie heuer das Buch dazu veröffentlicht. Auch darin versucht sie, ein Gesamtbild zu vermitteln anstatt die Zustände mit einem Tunnelblick zu betrachten.

Tante Leonard

Das hat den Vorteil, dass sie auf Zusammenhänge hinweisen kann, für die SpezialistInnen blind sein mögen, und den Nachteil, dass man sich eben nicht in allem auskennen kann. Leonard behilft sich da mit einem Kindergarten-ErzieherInnen-Ton, auch weil sie anscheinend davon ausgeht, dass ihre LeserInnen bisher noch nie etwas von Umweltschutz gehört haben.

Dieser Ton ist mir ziemlich auf die Nerven gegangen und ein Buch zu einem mir weniger wichtigen Thema hätte ich wohl bald zu lesen aufgehört.

Maximal 2,5% getrennter Müll

Leonard schildert, „wie das Müllproblem mit der gesamten Stoffwirtschaft zusammenhängt –mit der Gewinnung von Rohstoffen durch Bergbau oder Abholung; mit den Chemielabors und Fabriken, in denen unsere Sachen entwickelt und produziert werden; mit den Lagerhäusern und Geschäften überall auf der Welt, in die die Sachen geliefert werden, bevor man ihnen ein unrealistisch niedriges Preisschild verpasst“.

Weniger konkret beschreibt Leonard, was man dagegen tun könnte: „Natürlich sollte sich jeder Einzelne und jeder Haushalt verantwortlich und intelligent verhalten.” Allerdings befallen mich leise Zweifel am persönlichen Müllvermeiden und -trennen, wenn der Anteil des Hausmülls am Gesamtmüll (laut Leonard, welche diese Zahl von Joel Makower hat) gerade einmal 2,5% beträgt.

Mit anderen zusammentun

Doch Leonards wichtigstes Ziel beim Schreiben war ohnedies, „meine Leser dazu zu ermutigen, sich für positive Veränderungen einzusetzen. (–) Dabei liegt es auf der Hand, dass unsere Wirkung um einiges größer wird, wenn wir uns mit anderen zusammentun.”

Und so hat man nach der – angesichts der Fakten oftmals erschreckenden – Lektüre dieses Buchs nicht viel anders als nach dem Betrachten des Videos zwar das Gefühl, dass man unbedingt etwas tun sollte, weiß allerdings nicht so recht, was.

Wollte man sich nicht gleich wieder unintelligent verhalten, wäre das der ideale Zeitpunkt für einen Frust-Einkauf.

Von Werner Schuster
Infos:

Annie Leonard wurde vom Time Magazine als „Umweltheldin“ ausgezeichnet. Als Expertin für Umwelt und Gesundheitsfragen war sie für verschiedene NGOs wie Greenpeace International oder International Forum on Globalization tätig. Durch ihren Internet-Film The Story of Stuff wurde sie weltweit einem Millionenpublikum bekannt. Annie lebt mit ihrer Tochter in Berkeley, Kalifornien.

Mehr über Annie Leonard [5] bei Wikipedia.

Zur „Story of Stuff“ [6]-Site – inklusive dem „Story of Stuff“-Film.