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Bloom, Luca: Schlachtfeld

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
Erschienen 2010 bei Ueberreuter
Inhalt:

Johannes geht auf eine Schule wie es viele gibt. Doch etwas ist anders: Der Kleinkrieg zwischen Herrn Zinn, desillusioniertem Lehrer, und dem Schüler Mick, dem heimlichen Herrscher der Schule. Demütigungen, Provokationen auf beiden Seiten, der Ton wird aggressiver, der Hass wächst. Auch Johannes wird gegen seinen Willen hineingezogen. Dann rüstet sich Mick zum vernichtenden Schlag … Zurück bleibt ein Schlachtfeld. (Pressetext)

Kurzkritik:

Verhält man sich in der Regel (auch als Erwachsene/r) anders als die SchülerInnen dieser 8. Klasse, die froh sind, wenn sie in den Konflikt zwischen einem Lehrer und einem Schüler nicht direkt hineingezogen werden, und zugleich gespannt verfolgen, wie sich das Drama weiterentwickelt?

Besprechung:

Krieg in der Schule

Schulen wie diese gibt es gewiss viele – mitsamt den darin vorkommenden Demütigungen, Gewaltakten, Ausgrenzungen, Feind- und Freundschaften. Doch in der von Luca Bloom beschriebenen eskaliert die Lage: Zwischen einem Schüler namens Mick und dem Lehrer Zinn ist ein regelrechter Krieg ausgebrochen.

Sowohl Mick als auch Zinn sind alles andere als Sympathieträger: der Junge aus gutem Hause ist verhaltensauffällig und tyrannisiert seine Mitschüler:

Ey, da ist Johannes, der kleine Wichser, na, hat deine Mami dir wieder ein leckeres Vollkornbrot geschmiert? Komm her, du Spast, wir polieren dir nur schnell die Schnauze.

Angst vor Herrn Zinn

Zinn verkörpert den Typus des gelangweilten, zynisch-gehässigen Lehrers:

Die Schüler in den unteren Klassen hatten Angst vor Herrn Zinn, denn der schmiss auch gerne mal mit seinem Schlüsselbund, wenn es ihm zu laut war. Das war nicht ungefährlich, denn Herr Zinn war – seinen ausschweifenden Erzählungen zufolge – in seiner Jugend ein guter Basketballer gewesen. Der traf.

Was mit einem aggressiven Dialog zwischen den beiden beginnt, gewinnt zusehends an Schärfe. Bald bleibt es nicht bei sprachlichen Angriffen, und zurück bleibt ein Schlachtfeld – und ein Toter.

Der unsichtbare Zeuge

Doch Bloom hat sich nicht darauf beschränkt, ein spannendes Buch zu schreiben. Mit dem Ich-Erzähler Johannes hat sie eine Identifikationsfigur geschaffen, der immer wieder in Situationen kommt, in denen er sich aus Angst vor Repressalien „unsichtbar“ macht. Er schaut nur betroffen zu, schweigt, anstatt die Wahrheit zu sagen, lacht mit den anderen, wo es opportun ist, entdeckt manches, redet aber nicht über seine Beobachtungen. Die Angst, selbst zum Opfer zu werden, lähmt ihn und macht ihn immer wieder zum Mitschuldigen.

Wir Betroffenen

Und man fragt sich (auch als Erwachsene/r), wie man mit diesem (oder einem anderen) Schlachtfeld als Betroffene/r umgehen würde. Verhält man sich in der Regel anders als die SchülerInnen dieser 8. Klasse, die froh sind, wenn sie in den Konflikt nicht direkt hineingezogen werden, und zugleich gespannt verfolgen, wie sich das Drama weiterentwickelt?

Von Werner Schuster
Infos:

Luca Bloom wurde 1975 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie und hatte während des Studiums unzählige Nebenjobs. Seit acht Jahren unterrichtet Luca Bloom an einem Gymnasium in der Nähe von Hannover. Bloom lebt heute in Hannover, liest leidenschaftlich gerne, spielt Schlagzeug und ist bei Ska- und Punkkonzerten ebenso anzutreffen wie im Kino und Theater.