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Chabon, Michael: Die Vereinigung jiddischer Polizisten

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover Die Vereinigung jiddischer Polizisten von Michael Chabon
Krimi
Aus dem Englischen von Andrea Fischer
Taschenbuch: dtv, 2009
Hardcover: KiWi, 2008
(„The Yiddisch Policemen‘s Union“, 2007)
Inhalt:

Detective Meyer Landsman, abgetakelter Polizist und chronisch depressiv, soll einen Mordfall aufklären. Eigentlich reine Routine. Doch Landsman lebt im fiktiven jüdischen Distrikt Sitka in Alaska, der in Kürze wieder an die USA zurückfallen soll. (Pressetext)

Kurzkritik:

Ich habe heuer noch kein besseres Buch gelesen als dieses, aber ich tue mir schwer, es zu loben, weil es aus allen Rahmen fällt. Für einen Krimi ist es zu literarisch, für Literatur zu unterhaltsam, für Unterhaltung zu anspruchsvoll – und dann macht es sich noch, wenn auch liebevoll, über „die Juden“ lustig.

Besprechung:

Mein Buch des Jahres

Ich habe heuer noch kein besseres Buch gelesen als dieses, aber ich tue mir schwer, es zu loben, weil es aus allen Rahmen fällt. Für einen Krimi ist es zu literarisch, für Literatur zu unterhaltsam, für Unterhaltung zu anspruchsvoll – und dann macht es sich noch, wenn auch liebevoll, über „die Juden“ lustig.

Michael Chabon geht in „Die Vereinigung jiddischer Polizisten“ davon aus, dass Palästina 1947 nicht geteilt, sondern dass ein jüdischer Staat in Alaska (!) eingerichtet worden ist, allerdings nur auf Zeit. Und er beschreibt jene Juden, die sich vom Rest der Welt nicht sonderlich unterscheiden, sowie jene streng gläubigen mit zum Teil politisch radikalen Untergruppen.

Ein zum Judentum konvertierter Inuit

Doch vorderhand ist bloß ein Junkie erschossen worden, und Meyer Landsman – Alkoholiker, Zyniker, (bis zur Selbstzerstörung) leidenschaftlicher, selbstverständlich eigensinniger und zu unser aller Leidwesen geschiedener Polizist – versucht herauszufinden, von wem und warum. Sein Partner ist ein zum Judentum konvertierter Inuit von beachtlicher Körpergröße und großem Herzen.

Wer die Gegner sind, ist kaum herauszufinden. Landsmans Ex-Frau ist es nicht – die wird dafür seine Vorgesetzte. Und dann entpuppt sich der Junkie als Sohn des Rabbis, wurde eine Zeit lang als neuer Messias gehandelt und war auch ein Schach-Genie. Und außerdem läuft auch noch die Frist für den Alaska-Judenstaat ab.

Geschliffene Dialoge

Zur Beunruhigung: Ich habe hier bestimmt einige Handlungsstränge nicht untergebracht. Dafür fügen sich alle und alles großartig und glaubwürdig aneinander und zusammen, man (= ich) versteht sogar den politischen Hintergrund der Sache, und wer keine scharf geschliffenen Dialoge mag, sollte von „Die Vereinigung jiddischer Polizisten“ die Finger lassen.

Alle anderen sollen sich nicht darum kümmern, wenn zum Beispiel ich behaupte, dass dieses Buch wie eines von Pynchon ist, wenn dieser verständlich, nachvollziehbar, packend, humorvoll und auch ansonsten für sein Publikum schreiben würde. Kaufen und/oder Lesen! Unbedingt.

Von Werner Schuster
Infos:

Über Michael Chabon [5] bei Wikipedia.