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Evans & Kingsbury: Woodstock – Die Chronik

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover Woodstock
Sachbuch, Bildband
Aus dem Englischen von Susanne Tiarks
Hardcover: Collection Rolf Heyne, 2009
(„The Woodstock Chronicles“, 2009)
Inhalt:

Woodstock, ein kleiner Ort im US-Bundesstaat New York, bleibt wohl auf immer und ewig das Symbol der Hippie-Bewegung. Das größte Musikfestival, das es jemals gab, stand unter dem Motto »Three Days of Peace and Music « und zog Hunderttausende in seinen Bann. Die Woodstock-Chronik dokumentiert die Organisation, den Verlauf und die Nachwirkungen dieses unvergesslichen Großevents. (Pressetext)

Kurzkritik:

70 % der Woodstock-Generation bereuen es, das Festival nicht besucht zu haben. Dieser informative Bildband erklärt vielleicht, warum.

Besprechung:

Nothing but fun and music?

Ist dies nur ein Buch für Leute, die in Woodstock – zumindest im Kino – dabei waren? – Ich weiß es nicht. Ich nehme aber an, dass es wahrscheinlich der informativste Fotoband zum Thema ist – auch für Menschen, denen das Festival bislang gleichgültig gewesen ist oder die es ähnlich abgelehnt haben wie Pete Townshend von den teilgenommen habenden The Who [5].

Nehmen wir einmal die Fotos her. Es sind alle da, es ist alles da: MusikerInnen, Publikum, OrganisatorInnen; sowie Zeitgeschichtliches. Denn in diesem Band wird nicht nur jeder Auftritt samt Tages- und Zeitangabe, Setlist und Meinungen der KünstlerInnen und BeobachterInnen großzügig dargestellt, sondern auch die Vor- und die Nachgeschichte jenes Festivals, das zu einem Mythos und zu einem Sinnbild der Hippies geworden ist.

De-mythologisierend

Den Mythos zu erklären, wird mit diesem Buch nicht versucht, und das ist gut so. Vielmehr wird angedeutet, dass der Festivalfilm großen Anteil an der Entstehung des Mythos haben könnte (– und außerdem haben die Kino-Einnahmen nach und nach die Schulden der Geldgeber tilgen geholfen).

Und gerade die illustrierte Vor- und Nachgeschichte wirkt de-mythologisierend: Denn schon dass das Festival überhaupt stattgefunden hat, ist eher einer Reihe von glücklichen Umständen geschuldet, und dass es trotz Unwettern und miserabler Versorgungslage (für knapp 500.000 statt der erwarteten 100.000 BesucherInnen) friedlich geblieben ist, dazu haben wohl beruhigende Drogen und die für Befriedung zuständige Hippiekommune Hog Farm beigetragen.

Durstig, hungrig, im Schlamm stehend

Jedenfalls lenkt das Buch die Aufmerksamkeit auch auf das Publikum und die Umstände, welche dieses bis zu vier Tage ertragen musste, und da frage ich mich schon, wie die vielen Woodstock-Film-Fans, im Schlamm stehend, mit Durst und Hunger fertig geworden wären.

Sei dem, wie es sei: Gerade weil dieser Bildband auf Information setzt, wird er dazu beitragen können, dass viele das Festival (das übrigens gar nicht in Woodstock stattgefunden hat) aus ungewohnten Perspektiven sehen.

Von Werner Schuster
Infos:

Über das Woodstock-Festival [6] bei Wikipedia.