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Temple, Peter: Shooting Star

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

Buchcover
Krimi
Deutsch von Hans M. Herzog
Hardcover: C. Bertelsmann, 2008
Taschenbuch: Goldmann, 2010
(“Shooting Star”, Bantam, 1999)
Inhalt:

Der Ex-Polizist Frank Calder soll dem reichen Carson-Clan helfen. Bereits zum zweiten Mal wurde ein Familienmitglied entführt, dieses Mal die 15-jährige Anne. Bei der ersten Entführung ging bei der Geldübergabe etwas schief, und so soll jetzt Calder ohne Polizei die Übergabe des Lösegeldes organisieren. Doch auch diese scheitert, und wenig später trifft per Post ein Fingerglied von Anne ein. Die Entführer wollen kein Geld, sie wollen Rache. Calder versucht die Verantwortlichen ausfindig zu machen und kommt dabei den wohl gehüteten Tabus der Carsons gefährlich nahe … (Pressetext)

Kurzkritik:

Dieser Krimi hat mich bis auf den Schluss schwer beeindruckt. Denn Peter Temple hat eine – glasklare? nein: – obsidianschwarze und -scharfe Sprache und die Szenen sind knapp und auf den Punkt geschrieben. Manchmal entzog sich einiges, was größere Zusammenhänge betrifft, meinem Verständnis, weil Temple auch ein wenig für Eingeweihte schreibt oder hinreichende Erklärungen seinen Erzählfluss stören würden, aber das nahm ich mir nicht zu Herzen, während ich Seite um Seite umblätterte.

Besprechung:

Im Wesentlichen für Eingeweihte

Dieser Krimi hat mich bis auf den Schluss schwer beeindruckt. Denn Peter Temple hat eine – glasklare? nein: – obsidianschwarze und -scharfe Sprache und die Szenen sind knapp und auf den Punkt geschrieben. Manchmal entzog sich einiges, was größere Zusammenhänge betrifft, meinem Verständnis, weil Temple auch ein wenig für Eingeweihte schreibt oder hinreichende Erklärungen seinen Erzählfluss stören würden, aber das nahm ich mir nicht zu Herzen, während ich Seite um Seite umblätterte.

Die Tochter eines Unterwelt-Clan-Bosses wurde entführt und man beauftragt den Ex-Soldaten und Ex-Polizisten Frank Calder (rauhe Schale – rauher Kern – und tief darunter gibt’s doch noch was Weiches; und hochanständig ist er auch noch) mit der Lösegeld-Übermittlung.

Schon die zweite Entführung

Aber die Entführer scheinen nicht an Geld interessiert zu sein, also beginnt Frank – mit sehr geringem Wohlwollen des Auftraggebers – zu ermitteln. Na – was wird man bei einem Unterwelt-Clan schon entdecken? Außer nichts „Gutem“ etwa, dass diesem schon die zweite Entführung „passiert“.

Hängen diese etwa gar zusammen, fragt sich nicht nur Frank, der sich schließlich das technische Genie Michael Orlovsky zur Unterstützung holt. – Ja, und da sind wir wieder einmal an genau dem Punkt, ab dem man als Anti-Spielverderber nichts mehr verraten sollte.

Keine Erklärung gefunden

Jedenfalls hatte ich, als ich das Buch zuklappte, nicht verstanden, warum die Entführer Entführer waren, habe zurückgeblättert und auch keine Erklärung gefunden. Wahrscheinlich ist sie in einem Nebensatz versteckt, den Eingeweihte augenblicklich als wesentlich erkannt haben, nur ich leider nicht.

Verschämt legte ich das Buch weg. Einige Tage danach hatte Eva den Thriller ausgelesen, und ich hörte sie ausrufen: „Und warum haben die sie entführt?!“ – Da war ich ein wenig beruhigt. Auch wenn unsere statistische Stichprobe aus nur zwei Leuten besteht, so haben doch alle daraus in „Shooting Star“ einiges Wichtiges nicht verstanden. Und das nicht gefundene Motiv hat unsere Begeisterung denn doch ein wenig getrübt.

P.S.: Sachdienliche Hinweise bitte (wegen der Anti-Spielverderber-Regel) nicht posten, sondern an redaktionATeselsohren.at [5]

Von Werner Schuster
Infos:

Peter Temple, geboren 1946 in Südafrika, war Journalist, bevor er anfing Bücher zu schreiben. Er veröffentlichte bislang acht Romane und gehört zu den herausragenden australischen Autoren seiner Generation. Für “Kalter August” erhielt er – als bisher einziger Autor – zum fünften Mal den Ned Kelly Award für Kriminalliteratur. Er lebt mit seiner Familie in Ballarat, Australien.

Über Peter Temple [6] bei Wikipedia.