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Martel, Yann: Schiffbruch mit Tiger

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Infos [3]

BuchcoverRoman
Aus dem Englischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié
Fischer
(2001)
Inhalt:

Schiffbruch mit Tiger? Diese Geschichte würden Sie nicht glauben? Kein Wunder. Fantastisch. Verwegen. Atemberaubend. Wahnsinnig komisch. Eine Geschichte, die Sie an Gott glauben lässt. Pi Patel, der Sohn eines indischen Zoobesitzers und praktizierender Hindu, Christ und Muslim erleidet mit einer Hyäne, einem Orang-Utan, einem verletzten Zebra und einem 450 Pfund schweren bengalischen Tiger namens Richard Parker Schiffbruch. Bald hat der Tiger alle erledigt – alle, außer Pi. Alleine treiben sie in einem Rettungsboot auf dem Ozean. Eine wundersame, abenteuerliche Odyssee beginnt. (Pressetext)

Kurzkritik:

Kaum zu glauben: Sollte sich die Geschichte, die Yann Martel hier erzählt, tatsächlich so zugetragen haben? – Als wahrscheinlich einziger Überlebender eines Schiffsunglücks landet Piscine Molitor Patel, genannt Pi, mit ein paar Tieren auf einem Rettungsboot. Es gelingt ihm, den Tiger, der die anderen Tiere aufgefressen hat, gewissermaßen zu zähmen, und so treiben sie monatelang weiter, bis sie an einer merkwürdigen Insel landen, die Pi auf den ersten Blick wie ein Schlaraffenland erscheint, bis er dahinter kommt, dass die Algen dort bei Nacht zu fleischfressenden Pflanzen werden. Pi flüchtet auf das Rettungsboot. Den Tiger nimmt er mit.

Sie werden – 227 Tage nach dem Schiffsunglück – an der mexikanischen Küste angeschwemmt, der Tiger verschwindet auf Nimmerwiedersehen im Dschungel, Pi wird über den Hergang des Schiffsunglücks befragt, und seine Tiger-Geschichte wird ihm natürlich nicht geglaubt. – Aber zu Beginn des Romans (der auch religiöse Fragen stellt, da Pi Hindu, Christ u n d Muslim ist) hat uns der Autor doch versichert, dass er über eine wahre Begebenheit berichten wird, ja, dass er persönlich mit Herrn Patel gesprochen habe!

Wie gerne wollen wir daran glauben. Schließlich ist es gleichgültig, ob eine gute Geschichte wahr oder erfunden ist, solange sie auch gut erzählt wird. Und das kann Martel, der Pi noch dazu behaupten lässt, dass doch alles, was man berichtet, zu einer Geschichte werde. Das ist wohl tatsächlich wahr.

Infos:

Yann Martel wurde 1963 in Spanien geboren. Seine Eltern sind Diplomaten. Er wuchs in Costa Rica, Frankreich, Mexiko, Alaska und Kanada auf und lebte später im Iran, in der Türkei und in Indien. Er studierte Philosophie und wohnt derzeit in Montreal. “Schiffbruch mit Tiger” ist sein dritter Roman, er war nominiert für den Governor General Award und den Commonwealth Writers Prize und gewann den Booker Prize 2002.
Über Yann Martel [4] bei Wikipedia.