- Literaturmagazin Eselsohren –  - http://www.eselsohren.at -

Böll, Heinrich: Irisches Tagebuch

Kurzkritik [1]Was meinen Sie? [2]Ausführliche Besprechung [3]Infos [4]

BuchcoverErzählungen
dtv (1961), Kiepenheuer & Witsch (1957)
Inhalt:

Eine Reise nach Irland: Heinrich Böll stattete mit diesen Aufzeichnungen den Dank ab an eine Landschaft und ihre Menschen, denen er sich seit seinem ersten Besuch auf der Insel im Jahr 1954 wahlverwandtschaftlich verbunden fühlte (Pressetext)

Kurzkritik:

Es lohnt sich herauszufinden, welche die persönlichen Lieblingskapitel im „Irischen Tagebuch“ sind. 2007 ist zum 50. Jahrestags des Erscheinens beim Verlag Kiepenheuer & Witsch eine Sonderausgabe mit zahlreichen Fotos erschienen. Aber auch die normale Ausgabe ist reizvoll: Sie hat die dtv-Nummer 1.

Besprechung:

Einzelsäuferkoje und politischer Zahnarzt

Ist Heinrich Böll nach wie vor der Klassiker, zu dem ihn die FAZ 1967 ernannt hat, und wird er deshalb (nicht) gelesen? Was meiner Meinung nach von ihm bleibt, ist das “Irische Tagebuch”, auch wenn er darin ein Irland beschreibt, das laut Wikipedia zu diesem Zeitpunkt noch ein Armenhaus Europas in isolierter Randlage war. Aber er hat darin auf jeden Fall den Geist Irlands beschrieben, wie er sich für Fans der grünen Insel darstellt. (Ob sich die Iren darin wiederfinden, weiß ich auch nicht.)

Ein wenig zu weit gegangen

Von den 18 Kapiteln habe ich zwei am liebsten:
– “Bete für die Seele des Michael O’Neill”, weil da jene Einzelsäuferkoje mit Ledervorhang vorkommt (“in diese sperrt sich der Trinkende selbst ein wie ein Pferd; um mit Whisky und Schmerz allein zu sein”), von denen ich zwar in Irland keine gesehen habe, aber die Vorstellung des kultivierten, einsamen Betrinkens gefällt mir.
– “Ambulanter politischer Zahnarzt”, in dem ein gewisser Padraic nach dem fünften Glas Bier findet, dass Hitler “kein so schlechter Mann” gewesen und nur “ein wenig zu weit” gegangen sei, und dann betätigt sich Böll eben als politischer Zahnarzt. Nach dem achten Bier ist die Operation gelungen.

Es lohnt sich herauszufinden, welche die persönlichen Lieblingskapitel im „Irischen Tagebuch“ sind. 2007 ist zum 50. Jahrestags des Erscheinens beim Verlag Kiepenheuer & Witsch eine Sonderausgabe mit zahlreichen Fotos erschienen. Aber auch die normale Ausgabe ist reizvoll: Sie hat die dtv-Nummer 1.

Von Werner Schuster
Infos:

Über Heinrich Böll [5] bei Wikipedia.